Die Tribute von Panem 5 – The Ballad Of Songbirds & Snakes

Länge:
157 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
16.11.2023
Regie:
Francis Lawrence
Darsteller:
Tom Blyth (Coriolanus Snow), Rachel Zegler (Lucy Gray Baird), Josh Andrés Rivera (Sejanus Plinth), Viola Davis (Dr. Volumnia Gaul), Peter Dinklage (Dekan Casca Highbottom), Jason Schwartzman (Lucretius Flickerman)
Genre:
Fantasy , Science-Fiction
Land:
USA, 2023

Eine Romanze à la Romeo und Julia trifft auf die altbekannten Hungerspiele. Doch Letztere sind unberechenbarer, chaotischer und gewalttätiger, als dies in den vorherigen Teilen der Panem-Saga der Fall war. Mittendrin: der junge Snow, dessen Persönlichkeit diese Spiele prägen werden. In „Panem 5“, wieder in der Regie von Francis Lawrence, sind wir also hautnah dabei, wie sich der Weg des späteren Bösewicht abzuzeichnen beginnt ...


Darum geht es in „Die Tribute von Panem – A Ballad of Singbirds and Snakes“:


Der Bürgerkrieg vor Gründung der Panem-Diktatur: brutale Kämpfe, viel Leid und Elend für die Zivilbevölkerung. All das sehen wir aus der Perspektive des Kindes Coriolanus Snow. Ein Jahrzehnt später studiert der junge Snow an der Elite-Akademie des jungen Panem-Staates und das, obwohl sein Vater als Rebell von den Panem-Herrscher*innen verstoßen worden war. Coriolanus ist ein Musterstudent. Doch das von ihm erwartete Stipendium bleibt aus. Sein Dekan Highbottom erklärt ihm und anderen Akademiestudent*innen vielmehr, dass sie bei den bevorstehenden 10. Hungerspielen den Tribut*innen aus den 12 Distrikten als Mentor*innen zur Seite stehen werden. Wieder sollen Kinder und Jugendliche in einer Arena bis zum bitteren Tod gegeneinander kämpfen. Wer allerdings sein Tribut siegreich durch die Kämpfe bringt, dem winkt das ersehnte Stipendium, das Aufstieg und Wohlstand verspricht. Spielemacherin Dr. Volumnia Gaul erhofft sich durch diesen Deal mit der Akademie neue Aufmerksamkeit für die tödlichen Spiele, deren Live-Übertragung im Fernsehen zuletzt deutlich an Zuschauer*innengunst verloren hatte. Snow wird Mentor der hübschen Lucy Gray aus District 12. Die junge Frau singt wunderschön und gewinnt so schnell nicht nur die Aufmerksamkeit der Sponsor*innen und des Publikum, sondern auch Coriolanus' Herz.


Lohnt sich der fünfte Teil der dystopischen Science-Fiction-Reihe?


Für Fans allemal. Denn sie bekommen erste Antworten darauf, warum das Verhältnis zwischen Präsident Snow und Katniss Aberdeen in Teil 1 bis 4 ein so besonderes war. Noch deutlicher und direkter als in der Saga zuvor, spielt der neue „Panem“-Film durch, wie gemeiner, hinterlistiger und grausamer Menschen werden können, wenn sie – von allen Normen und Moralvorstellungen einer zivilen Gesellschaft befreit – um ihr nacktes Überleben kämpfen müssen. Die archaische Gewalt erinnert an Peter Brooks' Klassiker „Herr der Fliegen“, wo eine Gruppe britischer Eliteschüler nach einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Südseeinsel zu brutalen Wilden werden. Kontrastiert wird die Gewaltdarstellung in „Panem 5“ durch eine romantisierende, in oft kitschigen Bildern präsentierte Annäherung zwischen Coriolanus und Lucy. Dass Snow mehr und mehr an der dunklen Seite seiner Persönlichkeit Gefallen findet, bemerkt schließlich auch Lucy, weshalb die Liebe zwischen beiden in die Krise gerät.

In Prequels die Entwicklung von zentralen Figuren zu Finsterlingen und Bösewichten zu erzählen, hat u. a. die „Star Wars“-Saga bereits vorgemacht. Und auch bezüglich der Motive der Figuren liefert der fünfte Teil der Panem-Saga kaum etwas Neues. Wieder muss sich eine starke Frauenfigur mit einer besonderen Begabung und viel Sinn für Widersinn und Rebellion in Panems Hauptstadt „Capitol“ beweisen. Visuell bietet Lawrence' Film kaum neue Eindrücke. Wie schon bei Teil 3 und Teil 4 wurde wieder mit Studio Babelsberg koproduziert. Und wieder liefert die monomentale Architektur der ehemaligen DDR, etwa an der einstigen „Prachtstraße“ Frankfurter Allee in Berlin, aber diesmal auch an Drehorten in Polen, die Folie, auf der die Digital Artists ihre gigantomanischen Phantasien der Panem-Hauptstadt entfalteten. Die Empfehlung, die Panem-Fortsetzung anzusehen, bleibt also zwiespältig. Ganz sicher sollten allerdings Menschen mit einer Schlangenphobie den Film eher meiden.

Werner Barg