Die Stimme des Adlers

Bazarbai ist zwölf Jahre alt und lebt mit seiner Familie in der mongolischen Steppe an der Grenze zu Kasachstan. Der Junge soll die Familientradition fortführen und die Kunst der Jagd mit einem Adler erlernen. Bazarbai möchte jedoch viel lieber in die Stadt Ulan Bator gehen und dort Geld verdienen wie sein älterer Bruder Khan. Auf dem gefahrvollen und beschwerlichen Weg dorthin wird der Adler seines Vaters ihm zum einzigen Beschützer und zum guten Freund. Bazarbai wird auf seiner heimlichen Reise durch eine zerklüftete Gebirgslandschaft nicht nur von wilden Tieren bedroht, sondern auch von bösen Menschen. Nur mit Hilfe des Mädchens Inaara entkommt er einer Diebesbande. Er verdurstet beinahe in der Wüste und schließt sich einem Wanderzirkus an, der es jedoch nur auf seine Arbeitskraft und den Adler als Attraktion abgesehen hat. So lernt Bazarbai, zwischen guten und bösen Menschen zu unterscheiden und erkennt am Ende auch, dass seine Vorstellungen über ein Leben in der Stadt dringend korrekturbedürftig sind.

Selten zuvor – und das gilt nicht nur für Kinderfilme – hat man derart atemberaubende Aufnahmen gesehen, die einen fliegenden Adler mit der Kamera begleiten und seine Perspektive vermittelt, wie unter ihm die mongolische Landschaft dahin gleitet. Kinder werden von diesen Tieraufnahmen besonders begeistert sein. Der deutsch-schwedische Abenteuerfilm unter der Regie des dänischen Regisseurs René Bo Hansen wurde ausschließlich an Originalschauplätzen in der Mongolei gedreht. Neben beeindruckenden Landschaftsaufnahmen vom Hochgebirge bis zur Steppe gelingt es dem Film auch, viel von der Kultur und den Traditionen des Landes zu vermitteln und die besonderen Schwierigkeiten zu zeigen, die sich daraus für das Erwachsenwerden ergeben können. Vollkommen glaubwürdig wirkt die Geschichte des Jungen schon deswegen, weil der Hauptdarsteller tatsächlich aus dieser Gegend stammt und von seiner Familie gelernt hat, mit einem Adler richtig umzugehen. Ein wenig erzählt der Film sogar dessen eigene Geschichte, denn auch Barzabai Matei hatte wie der Barzabai im Film ähnliche Probleme mit seinem Vater und wollte kein Adlerjäger werden. An manchen Stellen ist der Film spürbar lang und manche Nebenfiguren sind schwach gezeichnet. Schade, denn insgesamt bleibt das Filmerlebnis eindrucksvoll.

DVD-Bildformat: 1:1,78; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Mongolisch
Untertitel: Deutsch, Englisch

Holger Twele