Die Mumie

Im Kampf um die Gunst der Zuschauer greifen viele Hollywood-Studios nur zu gerne auf Neuverfilmungen oder Fortsetzungen zurück. Auch Universal läutete im Sommer 2017 ein großes Auffrischungsprojekt ein, das ein wenig an die fortlaufende Superhelden-Saga aus dem Hause Marvel denken lässt. Mit „Die Mumie“ gab die US-amerikanische Produktionsschmiede den Startschuss für das sogenannte Dark Universe, eine lose verbundene Filmreihe, in der alte Monster- und Horrorwerke wieder zum Leben erweckt werden sollen. Nachdem zwischen 1999 und 2008 bereits eine Mumien-Trilogie mit Brendan Fraser in der Hauptrolle die Geschichte eines Gruselklassikers von 1932 aktualisiert hatte, durfte sich nun Tom Cruise als Abenteuer- und Mythenjäger versuchen.

Zu sehen ist der noch immer fitte Actionstar hier als draufgängerischer US-Soldat Nick Morton, der gemeinsam mit seinem Kumpel Chris im Nordirak eine Kulturstätte plündern will. Dummerweise stoßen die beiden Glücksritter bei ihrer Schatzsuche auf das uralte Grabmal der ägyptischen Prinzessin Ahmanet, die einst weit entfernt von ihrer Heimat für ihr blutiges Ränkespiel bei lebendigem Leib begraben wurde. Im Beisein der britischen Archäologin Jenny Halsey befreit Nick unbeabsichtigt den Sarkophag aus einer Schutzkonstruktion und ermöglicht der Pharaonentochter damit die Rückkehr aus dem Jenseits. Schon bei der Überführung des Leichnams nach England ereignet sich über den Wolken eine folgenschwere Katastrophe. Und nur wenig später muss Nick erkennen, dass ihn die auferstandene Ahmanet für ein grausames Ritual benutzen will, das sie damals nicht vollenden konnte.

Obwohl mit Alex Kurtzman ein erfahrener Drehbuchautor (The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro, Star Trek – Into Darkness, Cowboys & Aliens) auf dem Regiestuhl Platz nahm und am Skript zu „Die Mumie“ die alten Hasen David Koepp (Inferno) und Christopher McQuarrie (Oscar-Gewinn für die Vorlage zu „Die üblichen Verdächtigen“) mitwirkten, erweist sich der Fantasy-Blockbuster als unausgegorene Ansammlung unterschiedlicher Versatzstücke. Eine abgewandelte Mumienlegende trifft auf Zombie-Elemente, eine obskure Geheimgesellschaft, krude Wendungen, platte Dialoge und krampfhafte Humoreinlagen, die auch Tom Cruise mit seinem Charme nur selten aufwerten kann. Die Entwicklung des von ihm verkörperten Hallodris Nick Morton wirkt behauptet, während seine Begleiterin Jenny Halsey wenig Gelegenheit bekommt, sich in den Vordergrund zu spielen. Die meiste Zeit fungiert die junge Archäologin als Stichwortgeberin und muss diverse Male aus brenzligen Situationen gerettet werden. Größere Präsenz hat da schon die rachsüchtige Ahmanet, die in Sofia Boutellas engagierter Darstellung eine bedrohliche Aura verströmt. Ordentlich, aber weit entfernt von bahnbrechend sind die Actionszenen und Schauwerte, unter anderem ein Sandsturm in den Straßen Londons, mit denen die Multi-Millionen-Dollar-Produktion den Zuschauer bei Laune halten will. An den Kinokassen funktionierte das allerdings nur bedingt, weshalb einige Beobachter dem Dark Universe nach aktuellem Stand eine schwierige Zukunft prognostizieren. Nichts Gutes vermuten lässt in diesem Zusammenhang die Meldung, wonach „Frankensteins Braut“, der für 2019 geplante zweite Teil der Reihe, vorerst auf Eis gelegt wurde.

DVD Extras: Entfallene und erweiterte Szenen, Featurettes, Audiokommentar

Blu-ray Extras: Entfallene und erweiterte Szenen, Featurettes, Audiokommentar

Christopher Diekhaus