Die Kirschenkönigin

Film: Die Kirschenkönigin
Länge:
270 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 12 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Rainer Kaufmann
Darsteller:
Clémence Boué, Frank Giering, André Hennicke, Marc Hosemann, Jürgen Vogel, Jutta Wokalek, August Zirner
Genre:
Politischer Film , Drama , Love Story , Historienfilm
Land:
Deutschland, 2004
Schon als Kind träumte Ruth Goldfisch, eine von drei Töchtern eines Berliner Bankiers, davon, einmal als Bäuerin auf dem Land zu leben. Als junge Frau verfolgt sie dieses Ziel zum Leidwesen ihres Vaters selbstbewusst und voller Energie. Sie heiratet den verarmten adeligen Gutsbesitzer Albert von Roll und saniert mit ihrer Mitgift dessen landwirtschaftlichen Betrieb. Plantagenweise züchtet sie Kirschen, bietet später gestressten Berliner Künstlern und Persönlichkeiten eine Sommerfrische und engagiert sich auch politisch in ihrer neuen Heimat. Doch dann kommen die Nazis an die Macht.

Mit großem inszenatorischem Aufwand hat das ZDF unter der Regie von Rainer Kaufmann diesen Dreiteiler über mehr als 30 Jahre deutsche Geschichte anhand einer authentischen Biografie verfilmt. Die junge Schauspielerin Johanna Wokalek verkörpert nahezu in Idealbesetzung die jüdische Hauptfigur aus dem Großbürgertum, die zur Bäuerin, Organisatorin und Schnapsbrennerin wird, von 1915 bis nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie altert dabei nur unwesentlich, was zunächst etwas irritiert, dafür aber ihre wesentlichen Charakterzüge, auf die es in dieser Geschichte ankommt, umso deutlicher aufzeigt. Es sind die einer selbstbewussten Frau, die zwei Weltkriege und als Jüdin in Deutschland den Holocaust überlebt, die unbeirrbar an ihrem Traum festhält, aufgeschlossen und hilfsbereit bleibt, dabei allerdings auch viele Kompromisse eingeht und sich gezwungen sieht, sogar mit den Nazis zusammenzuarbeiten. So sehr diese überwiegend mit Handkamera hautnah gefilmte Biografie selbst zu fesseln vermag, wirft der Film auch einen seltsam anmutenden Blick auf das gesellschaftliche Klima zur Zeit des Nationalsozialismus. Alte Freundschaften und Beziehungen bis in die SS hinein erweisen sich stärker als die Nürnberger Gesetze und die offizielle Politik der Judenvernichtung. Die meisten Menschen werden lediglich als Verführte und Mitläufer dargestellt, die ihre politische Gesinnung wie einen Anzug wechseln, ansonsten aber unbeirrbar zu ihrer Arbeitgeberin halten. Da wird beispielsweise der Hausschlachter des Gutshofes zum Nazibürgermeister und noch während der Entnazifizierung zum kommunistischen Bürgermeister. Wenn es wirklich so sehr auf das gute Vorbild und auf freundschaftliche Beziehungen ankam, warum haben dann nicht mehr Juden in Deutschland überlebt, haben die anderen das Schlimmste nicht verhindert?

DVD-Bildformat: 16:9
Ton: HiFi Stereo, Dolby Digital 2.0
Sprache: Deutsch
DVD-Extras: Bildergalerie, Nicht verwendete Szenen, Interviews

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Anbieter

Kauf-DVDUniversum Film

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (48. Woche 2004).