Die Geträumten - Ingeborg Bachmann und Paul Celan

Länge:
89 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 0 Jahren
Regie:
Ruth Beckermann
Darsteller:
Anja Plaschg, Laurence Rupp
Genre:
Dokumentation
Land:
Österreich, 2017
Lange war ihre Liebe ein großes Geheimnis, bis 2009 der Briefwechsel zwischen zwei der bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern, Ingeborg Bachmann und Paul Celan, unter dem Titel „Herzzeit“ erschien. Kurz nach dem Krieg, 1948, lernten sich die beiden in Wien kennen. Da war Paul Celan 27 Jahre alt und hatte bereits seinen ersten Gedichtband veröffentlicht. Sie, Ingeborg Bachmann, war zu diesem Zeitpunkt 21 und studierte Philosophie. Die fast 200 Briefe, geschrieben von 1948 bis 1967, zeugen von der engen Beziehung zweier Menschen, die sich liebten, und doch miteinander nicht leben konnten. Die sich brauchten und beflügelten, aber auch einander verletzten und misstrauten. Abgesehen von zwei kurzen Liebesphasen lebten sie in all den Jahren Hunderte von Kilometern getrennt mit ihren jeweiligen Partnern.

Diesen Briefwechsel, in dem es um Liebe, Sehnsucht, Zweifel, Eifersucht, um Nähe und Fremdheit und vor allem um künstlerische Selbstvergewisserung geht, hat nun die renommierte österreichische Dokumentarfilmerin Ruth Beckermann („Jenseits des Krieges“, „Ein flüchtiger Zug nach dem Orient“, Zorros Bar Mizwa“) zum Ausgangspunkt für eine Art experimentelle szenische Lesung genommen. Der Wiener Burgtheater-Schauspieler Laurence Rupp, bekannt auch durch seine Mitarbeit in den Filmen „Das jüngste Gericht“ oder „In 3 Tagen bist du tot“, liest dabei Passagen aus Briefen und teilweise aus Gedichten von Paul Celan, die Musikerin und Sängerin Anja Plaschg alias Soap&Skin trägt die Zeugnisse von Ingeborg Bachmann vor. Aufgenommen wurde die Lesung in einem Studio im Wiener Funkhaus. Dabei zeigt Ruth Beckermann die beiden Lesenden oft in Nahaufnahme vor dem Mikrofon, wie sie um einzelne Worte ringen, sich Zeile für Zeile erarbeiten und sich allmählich einen emotionalen Zugang zu der Verfasserin und dem Verfasser dieser Korrespondenz erarbeiten. Dann sitzen Anja Plaschg und Laurence Rupp auf der Treppe vor dem Funkhaus, rauchen eine Zigarette, albern herum und plaudern über Tattoos oder aber liegen im Studio und hören Musik aus dem iPhone. In einer anderen Szene wiederum stehen sie auf dem Flur und diskutieren darüber, warum Ingeborg Bachmann einen Brief an ihren Liebsten nicht abgeschickt haben mag.

So sehr die Dokumente den Zuschauer auch in ihren Bann ziehen, immer wird die Auseinandersetzung der beiden Lesenden mit den Texten deutlich gemacht und damit der Bezug zur Gegenwart hergestellt. In Erinnerung bleiben sicher einige tief unter die Haut gehende Textpassagen und es entsteht Lust, sich selbst mit dem Briefwechsel zu beschäftigen. Das aufwändig gestaltete Booklet bietet dafür einen guten Einstieg.

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch

Untertitel: Deutsch / Englisch / Französisch / Dt. f. Hörg.

Anbieter

Kauf-DVDabsolut Medien

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (42. Woche 2017).