Detention

Serienstart:
05.12.2020
Staffel:
1
Folgen:
8
Länge der Folgen:
46-55 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
I-hsuan Su, Shiang-An Chuang und Yi Liu
Darsteller:
Ling Wei Lee (Yun-hsiang), Guan-Zhi Huang (Wen-liang), Han Ning (Jui-hsin), Cheng-Pin Chao (Pai), Chun-Yao Yao (Hua) u. a.
Genre:
Horror , Thriller , Drama
Land:
Taiwan, 2020

Das Survival-Horror-Game „Detention“, das 2017 auf den Markt gebracht wurde, befasst sich mit einer Epoche in der Geschichte Taiwans, die als „Weißer Terror“ bekannt ist. Von 1949 bis 1987 stand der ostasiatische Inselstaat unter der Herrschaft einer einzigen Partei, die mithilfe des Kriegsrechts Oppositionelle und vermeintliche Regierungsfeinde auf brutale Weise unterdrückte und verfolgte. Auch die Anfang Dezember gestartete, auf dem erwähnten Videospiel basierende achtteilige Netflix-Serie nimmt dieses düstere Kapitel in den Blick, siedelt ihren Haupthandlungsstrang allerdings in den 1990er Jahren an – also einige Zeit nach dem Ende des Ausnahmezustandes.


Was dich in der Horrorserie „Detention“ erwartet:


Der „Weiße Terror“ mag vorüber sein. Doch als die von seltsamen Halluzinationen geplagte Yun-hsiang mit ihrer Mutter in eine kleine Stadt im Hinterland kommt, um die dortige Greenwood Highschool zu besuchen, erfährt sie bereits bei ihrer Ankunft, dass sich an diesem Ort nur wenig verändert hat. Gleich an ihrem ersten Schultag durchsucht der misstrauische Sicherheitschef Pai ihre Tasche und weist die Jugendliche zurecht, als er darin den nicht auf dem Lehrplan stehenden Roman „1984“ von George Orwell entdeckt. Nach dem holprigen Start gehen die Probleme erst richtig los. Kurz darauf betritt Yun-hsiang ein verfallenes Gebäude auf dem Schulgelände, das seit einigen schrecklichen Ereignissen niemand mehr betreten darf. Auf dem Dach muss sie gemeinsam mit ihrem Klassenkameraden Wen-liang mit ansehen, wie plötzlich ein Mädchen in den Tod springt. Nach diesem Vorfall gerät sie in Erklärungsnot und in den Bann des Geistes der einstigen Greenwood-Schülerin Jui-hsin, die ebenfalls Selbstmord begangen hat.


Warum sich ein Blick lohnen kann...


„Detention“ greift auf zwei sehr beliebte Horrormotive zurück: Die Schatten der Vergangenheit lassen sich nicht verdrängen. Und gestillt werden muss die Rache für erlittenes Unrecht. In der Darstellung ihrer Gruselszenen ist die Netflix-Serie, zumindest in den für diese Kritik begutachteten ersten vier Episoden, nicht gerade bahnbrechend, sondern liefert „bloß“ ordentliche Arbeit ab. Viele Bausteine, auch die manchmal verzerrte Optik, kennt man aus anderen Genrewerken – weshalb die Schauermomente nicht allzu lange in Erinnerung bleiben. Vergleicht man die taiwanesische Produktion mit den üblichen Hollywood-Mainstream-Schockern fällt allerdings positiv auf, dass sie ihre Schreckelemente wohl dosiert einsetzt. Statt eine Gespensterattacke an die nächste zu reihen, präsentiert „Detention“ immer wieder längere Passagen, die das Innenleben der von ihrer Mutter bevormundeten und für das Kriseln ihrer Ehe verantwortlich gemachten Hauptfigur beleuchten. Eine melancholische Stimmung erzeugt vor allem die dritte Folge, in der Yun-hsiang eine vertrauensvolle Beziehung zu Jui-hsins Geist aufbauen kann. Wie es sich anfühlt, wenn man glaubt, dass man sich immer falsch verhält, wird an dieser Stelle überzeugend herausgearbeitet.

Beklemmender als die meisten klassischen Horroreinlagen sind ohnehin die Auftritte von Wachmann Pai und das durch ihn verkörperte, aus der Zeit des „Weißen Terrors“ stammende Klima der Repression in Greenwood. Wie zu alten Zeiten werden all diejenigen drastisch bestraft und mit einem Holzstück um den Hals als „Teufel“ gebrandmarkt, die von der offiziellen Marschroute abweichen. Freie Meinungsäußerungen und Reformen, wie sie Vertretungslehrer Hua, der poesieliebende Sohn des Rektors, vorschlägt, sind in der Schule offenkundig unerwünscht.

Der ganz große Nervenkitzel bleibt nach der Hälfte der von Netflix nur im Originalton mit deutschen Untertiteln angebotenen Serie noch aus. Die Verknüpfung von Geisterhorror, einem düsteren historischen Kapitel Taiwans und Yun-hsiangs persönlicher Leidensgeschichte macht aber neugierig auf den Fortgang dieser in erster Linie von weltlichem Grauen erzählenden Gruselmär.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (49. Woche 2020).