Der Tod von Ludwig XIV. (OmU)

Länge:
115 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Albert Serra
Darsteller:
Jean-Pierre Léaud (Ludwig XIV.), Patrick d’Assumcao (Fagon), Marc Susini (Blouin), Bernard Belin (Maréchal), Iréne Silvagni (Madame de Maintenon) u.a.
Genre:
Drama
Land:
Frankreich , 2016

Als der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. 1715 starb, hatte er eine Regentschaft von 72 Jahren hinter sich und gehörte damit zu den am längsten herrschenden Monarchen der Neuzeit. Er hatte nicht nur Frankreich zum mächtigsten Staat und kulturellen Zentrum Europas gemacht, er hatte auch Kunst und Wissenschaft gefördert, das Schloss Versailles errichten lassen und prägte maßgeblich die Epoche des Barocks. Bis heute gilt er als wichtigster Vertreter des höfischen Absolutismus. All dies aber interessierte den katalanischen Regisseur und Künstler Albert Serra, bekannt für seine außergewöhnlichen Projekte und Filme, wie z.B. „Honors of the Knights“ oder „Story of my Death“, weniger, als er den Sterbeprozess des Monarchen zusammen mit dem französischen Schauspieler Jean-Pierre Léaud, der zu den wichtigsten Protagonisten des „Nouvelle Vague“ gehört, als 15-Tage-live-Installation für die documenta inszenieren wollte. Das Projekt platzte. Entstanden ist nun aber ein zweistündiges Kammerspiel für das Kino, das die letzten Tage von Ludwig XIV. in einer ästhetisch außergewöhnlichen Weise beschreibt:

Am 9. August 1715 kehrt der König erschöpft von einer Jagd zurück, ein Tag später klagt er über starke Schmerzen im linken Bein. Sein Arzt, Doktor Fagon, vermutet ein Ischiassyndrom und verschreibt Kampferspiritusumschläge sowie Eselsmilchbäder. In den folgenden Tagen verschlechtert sich der Gesundheitszustand von Ludwig XIV., er nimmt kaum noch etwas zu sich, bekommt hohes Fieber und baut zusehends ab. Als sich schwarze Flecken am Bein entwickeln, stimmt er einer Untersuchung durch vier angesehene Ärzte der Paris-Sorbonne zu. Sie bestätigen Fagons Diagnose und ergänzen seine Behandlung durch regelmäßige Einläufe. Am 24. August stellt der erste Chirurg des Königs fest, dass Ludwig an einer Form der Gewebsnekrose erkrankt ist, und empfiehlt eine sofortige Amputation des Beins. Der König entscheidet sich gegen die Operation und bereitet sich auf seinen Tod vor. Er legt die letzte Beichte ab, gibt Anweisungen für sein Testament, empfängt seine Sterbekommunion und die letzte Ölung und bittet die Höflinge an sein Bett, um ihm Ehre zu erweisen. Am 30. August fällt Ludwig XIV. ins Koma, die Gewebsnekrose ist bis zur Hüfte hochgewandert, beide Beine sind vollständig schwarz. Am 1. September, früh um 8.15 Uhr stirbt Frankreichs König.

Zwei Stunden lang verbringt der Zuschauer im Schlafzimmer von Ludwig XIV., und schaut dessen mehrwöchigen Sterbeprozess zu. Die Kamera ist größtenteils auf das Bett des Königs gerichtet, alles ist in einer dunklen Atmosphäre gehalten, die in ihrer Farbigkeit stark an Rembrandts Gemälde erinnert, selten Tageslicht, meist nur Kerzenschein, und zu hören sind ruhige Dialoge, ansonsten hauptsächlich das Flüstern und Raunen der Ärzte und des Hofstaats, unterbrochen vom Seufzen und Stöhnen des todkranken Mannes, der bis zum Schluss seine majestätische Haltung und seine Würde bewahrt. Jean-Pierre Léaud spielt den sterbenden König extrem minimalistisch, äußerst sparsam in Mimik und Gestik mit dem Ergebnis, dass der Zuschauer ein Gefühl dafür bekommt, ja geradezu spürt, wie sich ein Mensch von dieser Welt verabschiedet – angefangen bei der ersten Ahnung vom nahenden Ende, die wenigen, zaghaften Versuche, diesen Prozess aufzuhalten, bis hin zum sich Fügen in das Unabänderliche. Wie Léaud diesen letzten Weg eines Menschen spielt und wie dies von Regie und Kamera eingefangen wird – das ist Kunst!

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Französisch

Untertitel: Deutsch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (2. Woche 2018).