Der Spitzenkandidat

Länge:
110 Minuten (Blu-ray: 114 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 0 Jahren
Kinostart:
17.01.2019
Regie:
Jason Reitman
Darsteller:
Hugh Jackman, Vera Farmiga, J. K. Simmons u. a.
Genre:
Politischer Film
Land:
USA, 2018

Im Polit-Drama „Der Spitzenkandidat“ geht es um den Moment, da Politik und Unterhaltung miteinander verschmolzen. Der Autor des Buchs „All the Truth is out“ (2015), auf dem der Film basiert, datiert den Moment auf die Vorwahlen in Amerika im Jahr 1988 – ja, das klingt nach einem schrecklich öden Thema. Doch der leidenschaftliche Regisseur Jason Reitman und sein Cast – angeführt von Hugh Jackman, Vera Farmiga und J. K. Simmons – machen es wirklich interessant! Am Ende dieses Films steht dessen aktuelle Relevanz außer Frage.

Der demokratische Senator Gary Hart hat die Vorwahlen im Jahr 1984 verloren. Kein Problem, „jetzt kennen sie unsere Namen“, muntert der charismatische Anführer seine niedergeschlagenen Team-Mitglieder auf. Wir lernen Hart als herzlich, humorvoll und hochmotiviert kennen. Im Jahr 1988 lässt er sich erneut als Kandidat für die Vorwahlen der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten aufstellen. Vielen Anhängern gilt der fokussierte Pragmatiker als sicherer Favorit und Nachfolger von Ronald Reagan. Dieser Mann scheint auf alles eine Antwort zu haben und ist um kein Thema verlegen – solange es nicht um seine Privatsphäre geht. Die PR-Verantwortlichen in seinem Umfeld sind in der Zwickmühle: Wie viel wollen sie und die Öffentlichkeit über den Privatmann Gary Hart wissen?

In seiner Kapitelstruktur (nach Wahlkampfwochen) und einem Erzähl-Tempo, das gekonnt zwischen fieberhaft-voranpochenden Passagen und Momenten des betroffenen oder taktischen Innehaltens wechselt, erinnert „Der Spitzenkandidat“ stark an Danny Boyles Steve Jobs. Doch Regisseur Reitman legt das Gewicht weniger auf seine titelgebende Hauptfigur, als auf die Menschen, die Gary Hart durch sein Handeln und Schweigen in Verlegenheit oder Bedrängnis bringt. In einer der stärksten Szenen des Films ist Hugh Jackmans Gesicht nicht einmal zu sehen – sondern, ziemlich lange, nur sein Hinterkopf! – während um ihn herum das Chaos ausbricht. Um das lebendige Durcheinander eines unterfinanzierten, überambitionierten Wahlkampfes heraufzubeschwören, nutzt Reitman mit seinem eingespielten Team („Wie ein Uhrwerk“, sagt J. K. Simmons hinter den Kulissen) einen spannenden Inszenierungsstil: Eine Mischung aus Improvisation und Interaktion, mit zuweilen einem Dutzend möglicher Sprechrollen vor der Kamera – alle Schauspieler*innen mit Mikro versehen und nie ganz sicher, was und wie viel von ihrem Spiel überhaupt eingefangen wird. Ergänzt durch ein auf Authentizität getrimmtes Set-Design ergibt sich das Gefühl, wirklich mitten im damaligen Geschehen zu sein.

Über das hochinteressante Thema – den Konflikt zwischen Privatsphäre und Vertrauenswürdigkeit einer Person des öffentlichen Lebens – ließe sich angeregt durch den Film nun Vieles schreiben und diskutieren. Doch die Denkanstöße gibt „Der Spitzenkandidat“ selbst am besten: ein Polit-Drama, das keine Partei ergreift und wichtige Fragen aufwirft. Genau das, was man sich vom Genre wünscht!

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Türkisch

Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Türkisch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (22. Woche 2019).