Der Honiggarten - Das Geheimnis der Bienen

Schottland 1952. Der 10jährige Charlie lebt mit seiner Mutter Lydia allein, seit der Vater sich mehr für andere Frauen interessiert. Immerhin hat er bisher noch die Miete gezahlt, doch das hat er nun auch eingestellt. Lydias Verdienst in der Fabrik reicht aber grade mal für Essen und Kleidung, deshalb droht der Vermieter jetzt mit Rausschmiss. Charlie hat derweil den Honiggarten entdeckt, das Paradies der Bienen befindet sich hinter dem Haus des Dorfarztes. Die Praxis hat nach dem Tod ihres Vaters jetzt die junge Ärztin Jean übernommen, die auch die Freude an der Imkerei mit ihrem Vater und jetzt mit Charlie teilt. Als Lydia zu allem Überfluss auch noch ihren Job in der Fabrik verliert, ist die Ärztin Jean sofort bereit, Lydia und Charlie in ihrem großen Haus aufzunehmen und auch als Haushälterin zu beschäftigen. Sehr bald kommen sich die beiden Frauen näher und aus dem freundschaftlichen Verhältnis wird eine leidenschaftliche Liaison, die die Gerüchteküche im Dorf anheizt und sogar Charlie kurzzeitig aus dem Haus treibt.

Die Verfilmung von Regisseurin Annabel Jankel mit Oscar-Preisträgerin Anna Paquin (den Oscar bekam sie bereits mit 11 Jahren als Beste Nebendarstellerin im Film „Das Piano“ von Jane Campion, bekannt wurde sie später durch ihre Rolle in den „X-Men“-Filmen) in der Rolle der Ärztin und Bienenzüchterin entstand nach dem gleichnamigen Bestseller von Fiona Shaw. Das Drama schildert eindrucksvoll die männerdominierte konservative Gesellschaft in den 50er Jahren. Da wird weder eine (unfreiwillig) alleinerziehende Mutter akzeptiert noch ein Liebespaar unterschiedlicher Hautfarbe oder eine gleichgeschlechtliche Beziehung. So ernst die junge Ärztin Jean ihren Berufseid auch nimmt und allen Patienten und Patientinnen in gleich engagierter Weise hilft, kann sie zwar in Einzelfällen Dankbarkeit und Anerkennung gewinnen, aber auch nicht die konservative Mehrheitshaltung ändern. So ahnt der Zuschauer, dass die Geschichte kein Happy-end finden wird, jedenfalls mit Ende des Films (noch) nicht. Der Rest bleibt der Phantasie überlassen.

Einziges durchgängiges Ärgernis dieses ansonsten sehenswerten Films ist die völlige Fehlbesetzung der Synchronstimme des 10jährigen Jungen, die deutlich viel zu alt gewählt ist.

Gabi Brandt