Der Feind im Inneren

Thomas Wagner (Tom Schilling) ist 14 und sehr verliebt, als er im Winter 1944 den Einberufungsbefehl für die Deutsche Wehrmacht erhält. Doch sein Stolz, Melanie damit imponieren zu können, währt kurz. Mutter und Schwester sterben bei einem Bombenangriff und die Rote Armee rückt näher. Thomas überlebt das Ende des Krieges und wird von einer russischen Offizierin in die Sowjetunion gebracht. Siebzehn Jahre später ist er Geheimagent des KGB, der ihn nach London schickt, um dort die Loyalität einer KGB-Gruppe zu testen. Doch die Aufträge, die er ausführen soll, werfen Fragen auf. Dass er den älteren Dennis töten soll, der ihn väterlich unter seine Fittiche genommen hat, verwirrt ihn ebenso wie die aufkeimende Liebe zu Yvonne, der Nichte seines Vermieters. Thomas hat Glück, denn ein Doppelagent gibt ihm schließlich ein Ticket in die Freiheit. Eine ständige Wachsamkeit aber, und die Furcht, entdeckt zu werden, werden ihn für den Rest seines Lebens begleiten.

In seinem Debütfilm erzählt Reg Traviss eine verschachtelte Geschichte, die den Bogen vom Zweiten Weltkrieg zum Kalten Krieg schlägt. Thomas ist nach dem Trauma der Kriegsgrausamkeiten ein seelenloser, loyaler Killer geworden. Als er jedoch in London mit der Undurchschaubarkeit seiner Auftraggeber und der Sinnlosigkeit seines Tuns konfrontiert ist, wächst in ihm der Wunsch nach Freiheit und Lebendigkeit. Thomas’ inneren Prozess veranschaulicht Traviss dramaturgisch durch erinnerte Bilder, die allmählich die Tragweite des Erlebten enthüllen. Das ist gelegentlich schwer verdaulich, zumal Traviss wiederholt die sexuelle Verletzbarkeit von Frauen dazu benutzt. Den Bildern von Willkür und Grausamkeit stehen jedoch immer wieder solche von Lebensfreude und der Aufbruchstimmung der 60er Jahre gegenüber, die zum Hoffnungsträger für ein neues Lebensgefühl werden.

DVD-Bildformat: 1:1,78; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Originaltrailer, Making of, Entfallene Szenen, Bildergalerie

Rotraut Greune