Der Exorzismus von Emily Rose

Pfarrer Moore kann sich das seltsame Verhalten der 19-jährigen Studentin Emily Rose, die aus einer streng gläubigen Familie stammt, nur damit erklären, dass sie vom Teufel besessen ist. Nachdem auch die katholische Kirche Emilys satanische Besessenheit offiziell anerkannt hat, wird der Pfarrer in Gegenwart eines Arztes mit einer Teufelsaustreibung beauftragt. Sie endet für Emily tödlich. Der Geistliche wird daraufhin wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht gestellt und die Anwältin Erin Bruner mit seiner Verteidigung beauftragt. Sie rechnet mit einem schnellen Prozess. Je mehr sie jedoch versucht Licht in die mysteriösen Vorgänge zu bringen, sieht sie sich einer rational nicht mehr erklärbaren Verfolgung ausgesetzt, die ihr Leben bedroht und am Ende völlig aus der Bahn wirft.

US-Regisseur Scott Derrickson nahm sich für seinen Film den Fall der Pädagogikstudentin Anneliese Michel aus dem fränkischen Klingenberg zum Vorbild, den kurze Zeit später auch Hans-Christian Schmid mit seinem Film „Requiem“ aufgegriffen hat. Derrickson veränderte die authentische Geschichte allerdings so stark, schnitt sie auf spezifisch amerikanische Verhältnisse zu und inszenierte sie als in Rückblenden erzählten Kriminalfall, dass eine Bezugnahme auf das historische Vorbild eigentlich nicht mehr zulässig ist. Sein Film spielt mit typischen Versatzstücken des mystischen Horrorfilms und erinnert an den Filmklassiker „Der Exorzist“, stellt die voyeuristischen Schockeffekte aber nicht in den Vordergrund. Das verstärkt im Verbund mit den ansehnlichen Darstellerleistungen den beabsichtigten Eindruck, hier weniger mit den bekannten filmischen Mitteln eines Horrorfilms manipuliert zu werden, als womöglich mit dem rational nicht mehr Erklärbaren konfrontiert zu sein. Zu diesem Zweck beleuchtet der Regisseur das Thema der „teuflischen“ Besessenheit auch unter verschiedenen gesellschaftlichen und kirchenkritischen Aspekten und versucht systematisch, alle „wissenschaftlichen“ Erklärungsversuche von Emilys Verhalten, etwa als Ausdruck einer psychotischen Störung, auszuschließen. Gibt es also tatsächlich dämonische Mächte? Die einen werden sich nach diesem Film bestätigt fühlen, den anderen bleibt immerhin die entrüstete Ablehnung. Nur mit Anneliese Michel und dem Sinn oder Unsinn von exorzistischen Praktiken der Kirche hat das Ganze, wie erwähnt, nicht das Geringste zu tun.

DVD-Bildformat: 1:2,40; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
DVD-Extras: Audiokommentar, Entfallene Szene, Featurettes, Trailer

Der Filmtitel liegt seit Dezember 2006 auch in einer „Special Drama Edition, uncut“ vor.

Holger Twele