Der Dorflehrer

Sommer auf dem böhmischen Land. Der etwa 30-jährige Lehrer Petr kommt aus Prag in ein verschlafenes Nest, um dort den Kindern der kleinen Dorfschule die Wunder und Geheimnisse der Natur näher zu bringen. Der zurückhaltende, höfliche Petr scheint zunächst so gar nicht in diese derbe und direkte Welt zu passen. Zwischen ihm und der verwitweten Landwirtin Maria entspinnt sich eine Freundschaft, während ihr 18-jähriger Sohn Lada unglücklich in die selbstbewusste Großstädterin Beruska verliebt ist. Melancholie und Einsamkeit verbergen sich hinter der sommerlichen Idylle. Petr ist schwul und tut sich schwer, damit nach außen zu gehen. Maria verliebt sich ein bisschen in diesen schweigsamen feinen Mann, der so ganz anders ist als die trinkenden Dorfbewohner. Petr hingegen fühlt sich zu Lada hingezogen und so passiert, was passieren muss. Denn wie Petr so treffend bemerkt, der Zufall ist die Mutter aller Veränderungen.

Dem tschechischen, von der Presse hoch gelobten Regisseur Bohdan Sláma ist ein kleines, leises Meisterwerk gelungen. Sicher ist die langsame und melancholische Erzählweise nicht jedermanns Sache. Lässt man sich jedoch auf den ruhigen Fluss der Geschichte ein, wird man mit großen, wahrhaftigen Gefühlen belohnt. Die Charaktere sind schlüssig und sorgfältig gezeichnet, ihr Handeln folgt jeweils stringent ihrer Innenwelt. Nicht alles muss hier ausgesprochen werden, oft sagen die Zwischentöne mehr als ein lautes Wort. Am Ende steht die schlichte und ergreifende Wahrheit, dass jeder Mensch jemanden braucht. Eine Zweckgemeinschaft kann da manchmal das größere Glück sein, als das krampfhafte Festhalten an der einen, großen Liebe. Ein wahrhaftiger Film über Sehnsucht, Verantwortung, Identitätssuche und menschliche Fehler, die immer zu verzeihen sind, wenn sie aus Liebe geschehen.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Sprachen: Deutsch, Tschechisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Kinotrailer, Trailer

Christiane Radeke