Der die Zeichen liest

Länge:
113 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Kirill Serebrennikow
Darsteller:
Pyotr Skvortsov (Benjamin), Yuliya Aug (Benjamins Mutter), Viktoriya Isakova (Benjamins Lehrerin), Aleksandr Gorchilin (Grigoriy), Aleksandra Revenko (Lidiya
Genre:
Drama
Land:
Russland, 2016
Die gedanklichen Auswüchse und emotionalen Ausbrüche während der Pubertät können Eltern und Lehrern schon mal gehörig auf die Probe stellen. Was aber, wenn gerade nicht Drogen, Gewalt oder sorgloser Umgang mit Sexualität zu einem Problem werden, sondern ausgerechnet der Glaube? In Anlehnung an das Theaterstück „Märtyer“ von Marius von Mayenburg treibt der russische Regisseur Kirill Serebrennikov diesen Gedanken mit bitterbösem Humor auf die absolute Spitze:
Alles beginnt damit, dass Benjamin nicht mehr am Schwimmunterricht teilnehmen will – weil die knappen Bikinis seiner Mitschülerinnen seine religiösen Gefühle verletzen. Denn ganz offenbar ist Benjamin sehr plötzlich zu einem brennenden Verfechter des Christentums geworden, der zu jeder Situation einen passenden Bibelvers auf den Lippen hat. Mit gnadenloser Härte stellt er von nun an das unzüchtige Verhalten seiner Mitmenschen an den Pranger und kritisiert sogar die Scheidung seiner Mutter mit den Worten: „Gott wird dich richten.“ Wenn etwas nicht seinen Grundsätzen entspricht, bringt er die Situation derart zum Eskalieren, dass anschließend niemand mehr so richtig weiß, was eigentlich falsch und was richtig ist. Denn auch wenn Benjamins Verhalten dem reinsten Wahnsinn gleicht und nicht nur seine Mutter in die Verzweiflung treibt – irgendwo treffen seine Worte immer auf fruchtbaren Boden. Schon bald müssen im Schwimmunterricht wieder Badeanzüge getragen werden und selbst die Evolutionstheorie im Bio-Unterricht gerät ins Wanken. Die ganze Schule steht Kopf und Benjamin macht munter weiter.
„Der die Zeichen liest“ führt uns auf erschreckende Weise vor Augen, was Fundamentalismus wirklich bedeutet und wie weit er gehen kann – auch im scheinbar so vertrauten Christentum. Jede Positionierung belegt Benjamin mit einem Bibelzitat, dessen genauer Ursprung wie als Beweis eingeblendet wird. Dabei vertritt er Ansichten, die mit unserer Gesellschaft einfach nicht mehr konform sind, und doch werden sie hier mir grausamer Konsequenz zu Ende gedacht. Bis es sogar um Leben und Tod geht. Da muss man als Zuschauer durchaus schon mal schlucken und auch die eingestreuten humoristischen Auflockerungen nehmen dem Film keinesfalls die Schärfe. Damit ist „Der die Zeichen liest“ sicherlich nichts für jedes Gemüt. Aber durchaus geeignet, um sich die Privilegien einer modernen Denk- und Lebensweise noch einmal klar und deutlich vor Augen zu führen.
Alles beginnt damit, dass Benjamin nicht mehr am Schwimmunterricht teilnehmen will – weil die knappen Bikinis seiner Mitschülerinnen seine religiösen Gefühle verletzen. Denn ganz offenbar ist Benjamin sehr plötzlich zu einem brennenden Verfechter des Christentums geworden, der zu jeder Situation einen passenden Bibelvers auf den Lippen hat. Mit gnadenloser Härte stellt er von nun an das unzüchtige Verhalten seiner Mitmenschen an den Pranger und kritisiert sogar die Scheidung seiner Mutter mit den Worten: „Gott wird dich richten.“ Wenn etwas nicht seinen Grundsätzen entspricht, bringt er die Situation derart zum Eskalieren, dass anschließend niemand mehr so richtig weiß, was eigentlich falsch und was richtig ist. Denn auch wenn Benjamins Verhalten dem reinsten Wahnsinn gleicht und nicht nur seine Mutter in die Verzweiflung treibt – irgendwo treffen seine Worte immer auf fruchtbaren Boden. Schon bald müssen im Schwimmunterricht wieder Badeanzüge getragen werden und selbst die Evolutionstheorie im Bio-Unterricht gerät ins Wanken. Die ganze Schule steht Kopf und Benjamin macht munter weiter.
„Der die Zeichen liest“ führt uns auf erschreckende Weise vor Augen, was Fundamentalismus wirklich bedeutet und wie weit er gehen kann – auch im scheinbar so vertrauten Christentum. Jede Positionierung belegt Benjamin mit einem Bibelzitat, dessen genauer Ursprung wie als Beweis eingeblendet wird. Dabei vertritt er Ansichten, die mit unserer Gesellschaft einfach nicht mehr konform sind, und doch werden sie hier mir grausamer Konsequenz zu Ende gedacht. Bis es sogar um Leben und Tod geht. Da muss man als Zuschauer durchaus schon mal schlucken und auch die eingestreuten humoristischen Auflockerungen nehmen dem Film keinesfalls die Schärfe. Damit ist „Der die Zeichen liest“ sicherlich nichts für jedes Gemüt. Aber durchaus geeignet, um sich die Privilegien einer modernen Denk- und Lebensweise noch einmal klar und deutlich vor Augen zu führen.
Marius Hanke
© Neue Visionen
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch / Russisch
Untertitel: Deutsch
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Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (45. Woche 2017).