Der Affront

Länge:
105 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
25.10.2018
Regie:
Ziad Doueiri
Darsteller:
Adel Karam (Toni Hanna), Kamel El Basha (Yasser Salameh), Camille Salameh (Wajdi Wehbe), Diamand Abou Abboud (Nadine), Rita Hayek (Shirine Hanna)
Genre:
Drama
Land:
Libanon, Belgien, Frankreich, Zypern, USA , 2017

Ein heißer Sommertag in Beirut. Als der Automechaniker Toni Hanna auf seinem Balkon mit einem Schlauch hantiert, wird der auf der Straße stehende Vorarbeiter Yasser Salameh durch ein illegal montiertes Abflussrohr von einem Wasserschwall getroffen. Die beiden Männer liefern sich ein hitziges Wortgefecht, bei dem Yasser seinem Gegenüber schließlich eine Beleidigung an den Kopf wirft. Toni will die Kränkung nicht auf sich sitzen lassen und besteht auf eine ernst gemeinte, persönliche Entschuldigung, lässt sich während eines weiteren Treffens aber seinerseits zu einer bösen, äußerst provokanten Verwünschung hinreißen. Handgreiflichkeiten sind die Folge. Und nur wenig später begegnen sich die unversöhnlichen Streithähne vor Gericht, wo sich die private Fehde mehr und mehr zu einer politisch hochbrisanten Angelegenheit auswächst.

Kleine Ursache, große Wirkung: In seinem mitreißend gespielten, dramaturgisch clever zugespitzten Drama zeigt Regisseur Ziad Doueiri (The Attack) eindrucksvoll auf, wie eine Lappalie eine gefährliche Eigendynamik entwickeln kann. In den Blick nimmt „Der Affront“ nicht nur das überzogene männliche Ehrverständnis, das die beschriebene Eskalation befeuert. Langsam, aber kontinuierlich kratzt der 2017 in Venedig uraufgeführte und für den Auslands-Oscar nominierte Film zudem die tieferliegenden Gründe für das gegenseitige Hochschaukeln frei. Pikant ist nämlich vor allem, dass mit dem Christen Toni und dem palästinensischen Flüchtling Yasser zwei Menschen aufeinanderprallen, deren feindselige Haltung maßgeblich durch die unterschiedliche kulturelle Herkunft bestimmt wird. Die Wunden, die der Bürgerkrieg im Libanon geschlagen hat, sind noch lange nicht verheilt und treten im Zuge der gerichtlichen Auseinandersetzung immer mehr zu Tage. Gerade vor dem Hintergrund der aktuell stark aufgeheizten gesellschaftlichen Wirklichkeit ist Doueiris leidenschaftlicher Appell an die Kraft der Gesprächsbereitschaft und Aussöhnung auch deshalb sehenswert, weil es ihm gelingt, die Nebengeräusche des skizzierten Prozesses spannend zu gestalten. Immerhin wird der Konflikt der beiden Protagonisten zunehmend von anderen Parteien und Personen – Anwälten, Medien, rechten Libanesen und aufgebrachten Palästinensern – für eigene Zwecke instrumentalisiert, was Toni und Yasser trotz aller Kontroversen irgendwann mit großem Unbehagen erfüllt.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Arabisch

Untertitel: Deutsch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (10. Woche 2019).