Close

Länge:
104 Minuten (Blu-ray: 105 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
26.01.2023
Regie:
Lukas Dhont
Darsteller:
Léo (Eden Dambrine), Rémi (Gustav de Waele), Sophie (Émilie Dequenne), Nathalie (Léa Drucker), Peter (Kevin Janssens) u. a.
Genre:
Drama , Jugend
Land:
Belgien, Frankreich, Niederlande, 2022

Darum geht es in „Close“:


Neues Schuljahr, neue Schule. Immerhin ist Léo noch immer mit Rémi in derselben Klasse. Doch dann wird Léo eine Frage gestellt, die alles verändert und alle Sicherheiten brüchig werden lässt: „Seid ihr eigentlich zusammen?“, will ein Mädchen wissen. Léo verneint dies. Aber er bekommt die Frage nicht mehr aus seinem Kopf. Léo und Rémi sind tatsächlich beste Freunde und fühlen sich wie Brüder. Ganz selbstverständlich lehnen sie sich aneinander. Léo wohnt teilweise sogar bei Rémi, wo sie dann nah beieinander schlafen. Wenn es zwei Menschen gibt, die auf einer Wellenlänge sind, dann sind es diese beiden 13-Jährigen. Ein Problem? Nicht für Léo und Rémi. Weil es einfach so ist, wie es ist. Und weil es sehr, sehr schön so ist. Erst die Hintergedanken bringen diese innige Freundschaft ins Wanken. Ist Léo in Rémi verliebt? Will er mit ihm zusammen sein? Léo findet diese Fragen beunruhigend und entscheidet sich deshalb, auf Distanz zu gehen.


Was diesen Film so gut macht:


Ob Léo verunsichert ist, weil er sich plötzlich von anderen beobachtet fühlt, oder weil er selbst nicht so recht weiß, was Sache ist, lässt der mit großer Einfühlsamkeit inszenierte Film von Lukas Dhont offen. Für den verletzlichen Rémi ist die plötzliche Ablehnung seines Freunds eine Katastrophe. Er versteht die Welt nicht mehr. Léo hingegen wendet sich bewusst anderen Klassenkameraden zu und beginnt, Eishockey zu spielen – sein Körper verschanzt unter einem dicken Anzug, der die Welt an sich abprallen lässt, sein Gesicht versteckt hinter einem Gitter, das ihn die Welt wie aus einem Gefängnis sehen lässt. Zu Verletzungen, körperlichen wie seelischen, kommt es dennoch gleich mehrfach in der Folge.

Stärke und Schwäche verbindet Lukus Dhont in seinem Film, Ruhe und Bewegung, großes Glück und tiefe Trauer. Aus einem kleinen Moment lässt der Film ein großes Drama entstehen und bleibt dabei doch ganz nah bei Léo und Rémi. Aus nächster Nähe sind die beiden oft zu sehen. Aber die Bilder wirken nicht unangenehm oder aufdringlich, sondern sehr echt und lassen die Vertrautheit der beiden spüren. Überhaupt ist es bemerkenswert, wie viele Gefühle hier zugelassen und ausgedrückt werden dürfen – und zwar von allen Personen, ganz unabhängig von Alter und irgendwelchen Geschlechterklischees. Schon zu Beginn entgegnet Léo, dass die Mädchen doch auch immer nah zusammen seien. Warum sollte ein ähnliches Verhalten bei Jungen gleich auf eine Liebesbeziehung hinweisen? „Close“ überzeugt aber nicht nur dadurch, dass Rollenbilder, ohne viele Worte zu verlieren, zur Diskussion gestellt werden. Von Anfang an zieht der Film auch mit seinen Bildern in den Bann. Wenn Léo und Rémi durch Felder voller blühender Blumen rennen und die Kamera ihnen auf gleicher Höhe über eine lange Strecke folgt, treffen Poesie, Körperlichkeit und Bewegung zusammen – und all das fängt dieser durch und durch starke Film ein.

Stefan Stiletto

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Französisch/Niederländisch

Untertitel: Deutsch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (26. Woche 2023).