Class (Staffel 1)

Serienstart:
03.02.2023
Staffel:
1
Folgen:
8
Länge der Folgen:
42 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Ashim Ahluwalia (Showrunner), Kabir Mehta & Gul Dharmani
Darsteller:
Piyush Khati (Dheeraj), Madhyama Segal (Saba), Cwaayal Singh (Balli), Anjali Sivaraman (Suhani), Gurfateh Pirzada (Neeraj), Zeyn Shaw (Veer), Naina Bhan (Koel), Moses Koul (Sharan), Chayan Chopra (Dhruv), Chintan Rachchh (Faruq), u.a.
Genre:
Drama , Jugend
Land:
Indien, 2023

Netflix versucht's noch einmal: die hohe Kunst des Remakes – und das nur wenige Jahre nach Start des Originals. So adaptiert „Class“ die Erfolgsserie „Élite“, die seit 2018 läuft und mittlerweile bei der sechsten Staffel angekommen ist. Dem ersten Eindruck nach wurden Story und Charaktere hier nahezu 1:1 übernommen, doch es gibt durchaus Unterschiede: Insbesondere, weil das Geschehen nach Indien verlegt wurde und das dort noch immer sehr präsente Kastensystem eine Rolle spielt. Aber reichen ein paar zusätzliche Besonderheiten und die dadurch entstehende Dynamik aus, um erneut Begeisterung zu entfachen?


Was dich in der Netflix-Serie „Class“ erwartet:


Nachdem eine Schule in der Millionenstadt Delhi unter tragischen und ungeklärten Umständen niederbrennt, werden die verbleibenden Schüler*innen im Rahmen der Vertuschung auf andere Einrichtungen innerhalb des Stadtgebiets verteilt. Drei von ihnen ziehen das besondere Los, auf der Hampton International School zu landen – der besten und teuersten Elite-Schule der Stadt, wo viele morgens in der schicken Limousine zum Unterricht gebracht werden. Doch erwartet Dheeraj, Saba und Balli hier alles andere als ein herzlicher Empfang. Denn von ihren neuen Mitschüler*innen werden sie verspottet und bekommen deutlich signalisiert: Ihr gehört nicht hierher. Weil sie nicht so gut Englisch sprechen wie die anderen, weil sie die falschen Schuhe tragen – weil sie für die Menschen hier einfach nur Dienende und Menschen zweiter Klasse sind.

Nichtsdestoweniger boxen sich die Drei irgendwie durch, scheinen trotz Anfeindungen und Intrigen so langsam ihren Platz und sogar so etwas wie Freund*innen an der Schule zu finden. Nur geraten sie damit zugleich mitten ins Getriebe jener Machenschaften, die hier offensichtlich üblich sind – bis hin zu den wahren Hintergründen des katastrophalen Brandes an ihrer alten Schule. Und es wird eine Reihe an Ereignissen in Gang gesetzt, die zwei Monate später zum Mord an einer Mitschülerin führen wird. Mit Dheeraj als Hauptverdächtigem.


Lohnt sich das Élite-Remake für mich?


Vorab: Ich habe „Élite“ bislang noch nicht gesehen (steht nun auf meiner Watchlist, denn ich bin jetzt echt gespannt) und kann daher nur bedingt einschätzen, inwieweit „Class“ wirklich über das Altbekannte hinaus abliefert. Nach dem, was ich gesehen und gelesen habe, würde ich aber sagen: ruhig mal reinschauen. Klar, die grundsätzliche Story ist baugleich, die Hauptcharaktere sind in Aussehen und Eigenschaften sehr ähnlich angelegt. Und doch sind es zumindest im Detail andere Umstände, die sie prägen und Einfluss auf ihre Worte und Aktionen haben. Genau das ist auch das eigentlich Mitreißende an der Serie: nicht die Frage, wer nun eigentlich diesen Mord begangen hat (also vollkommen okay, wenn du das schon weißt), sondern vielmehr, wie hier Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen miteinander umgehen. Wie sie sich gegenseitig verletzen, belügen, ausnutzen, weil sie es so gelernt haben – sich dann aber immer wieder Situationen ergeben, in denen sie aus den angelernten Mustern ausbrechen und es sich zumindest für einen kurzen Moment überraschend gut anfühlt. (Was natürlich nie lange so bleibt – Drama, Baby!)

Damit zeichnet „Class“ auf eindrucksvolle Weise das Bild einer Welt, die perfekt inszeniert und wo doch letztlich niemand wirklich frei und glücklich ist. Mit vielen großen und kleinen nur allzu menschlichen Momenten, die im Gedächtnis bleiben. Und wenn es nur die paar Sekunden sind, in denen die pure Verzweiflung nahtlos überspringt ins perfekte Lächeln für das nächste Insta-Selfie. Aber natürlich erwartet dich hier einiges mehr – von psychischen und physischen Machtkämpfen über verhängnisvolle erotische Dreieckskonstellationen bis hin zu einer echt schönen (wenn auch sehr dramatischen) queeren Liebesgeschichte. Alles in allem ist die Neuinterpretation durch das Team rund um den Filmemacher Ashim Ahluwalia also gelungen und wir sind gespannt, ob sich dieser Eindruck mit den noch kommenden Staffeln bestätigt. Einziges Manko: Es gibt (bislang) noch keine deutsche Synchronisation.

Marius Hanke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (5. Woche 2023).