Breaking The Ice

Darum geht es in „Breaking The Ice“:

Mira ist Anfang 20 und hart im Nehmen. Sie arbeitet viele Stunden im Weingut ihrer schweigsamen Mutter im Burgenland und kümmert sich oft um ihren dementen Großvater, der öfter von zu Hause ausreißt. In ihrer Freizeit führt sie als Kapitänin des Frauen-Eishockeyteams Dragons ein strenges Regiment. Wer zu spät zum Training kommt, muss für jede Minute einen Euro in die Kasse geben. Dass die wortkarge Mira auf Frauen steht, verheimlicht sie so gut es geht. Doch dann holt die ehrgeizige Trainerin eine neue Spielerin aus Salzburg ins Team. Theresa ist ebenso hübsch wie selbstbewusst und erkennt sofort, dass es bei den Dragons an Teamgeist fehlt. Gerade als sich die beiden näherkommen, taucht plötzlich Miras Bruder Paul auf, der glaubt, schuld am Tod der Großmutter zu sein, und jahrelang untergetaucht war. Gemeinsam stürzen sich die drei ins Wiener Nachtleben.

Lohnt sich „Breaking The Ice“ für dich?

Theresa und Paul dienen als Katalysatoren in Miras Leben. Während Theresa Miras sportliche Führungsrolle in Frage stellt und ihre privaten Routinen ins Wanken bringt, trägt Paul dazu bei, die Schweigemauer zu durchbrechen, die zwischen Mira und ihrer Mutter besteht. Zudem sorgt der flatterhafte verlorene Sohn, der mehrmals mit verschiedenen Namen und Verkleidungen auftaucht, durch Rollenspiele und Maskeraden dafür, dass Mira ihre geschlechtliche Identität hinterfragt und sich in anderen Geschlechterrollen ausprobiert. So beginnt das Eis des Filmtitels gleichsam zu brechen, ein treffendes Bild für die emotionale Erstarrung in Miras Familie. Sympathisch dabei ist vor allem, dass der Film keine einfachen Lösungen anbietet.

Mit der wandlungsfähigen Alina Schaller hat Regisseurin Clara Stern eine überzeugende Hauptdarstellerin für ihren ersten langen Spielfilm gefunden. Als Tochter, Enkelin, Schwester, Geliebte und Kapitänin wird sie zu einer starken Identifikationsfigur in diesem facettenreichen Drama. Auch in Kombination mit der energischen Judith Altenberger als Theresa und Tobias Resch als schillerndem Paul bildet sie ein starkes Team, das den Film trägt. Dass manche Dialoge etwas hölzern wirken, lässt sich angesichts der soliden Darstellerleistungen und der packenden Sportszenen auf dem Eis leicht verschmerzen. Das zeigte sich auch auf dem Nachwuchsfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken 2023, wo „Breaking the Ice“ gleich drei Auszeichnungen gewann.

Reinhard Kleber