Boarding School

Länge:
107 Minuten (Blu-ray: 112 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Boaz Yakin
Darsteller:
Luke Prael (Jacob), Sterling Jerins (Christine) u. a.
Genre:
Horror , Drama , Thriller
Land:
USA, 2018

Regisseur Boaz Yakin beschreibt sein Werk als „ziemlich perversen Streifen über 12-Jährige“ und „einen Holocaust-Film auf seine eigene Weise“. Der Vermarktung nach ist „Boarding School“ hingegen ein lupenreiner Horrorfilm. Kommt man dann in das Vergnügen, das Ding endlich zu sehen, entpuppt es sich als Genre-Mischmasch mit von allem etwas. Im September 2018 lief „Boarding School“ im Rahmen des Fantasy Filmfests in fünf deutschen Großstädten – jetzt kommt er als Blu-ray mit sehr magerem Bonusmaterial heraus (fünf Trailern, die man auch auf YouTube findet). Worum geht's und was hat es mit all den Etiketten auf sich, die diesem Film aufgedrückt werden?

New York, 90er Jahre, Jacob allein zu Haus: Nach dem Tod seiner Großmutter zieht der fast 13-Jährige heimlich deren Kleider an, tanzt durch die Wohnung – und wird vom Stiefvater erwischt. Angeblich wegen quälender Alpträume, in denen Jacob ständig schreit, wohl eher aber doch wegen der Tanznummer im Frauenkleid, wird er auf ein Internat geschickt. Dort gibt's für die Jungs und das einzige Mädchen Bibelunterricht, körperliche Züchtigung und kein Entkommen. Soweit, so gewöhnlich für so manch kirchliche Einrichtungen des 20. Jahrhunderts. Allein, dass in diesem speziellen Internat nur sieben Kinder untergebracht sind, die allesamt auf die eine oder andere Weise von ihren Eltern als Belastung wahrgenommen werden – von geistigen Behinderungen bis hin zu psychischen Störungen. Was hat Jacob dort zu suchen? Der Junge soll es herausfinden, schleichend, rätselnd, gemeinsam mit dem Publikum. Kaum dass sich nach einem etwas zäh erzählten Auftakt, der einen Geister-Horror einzuläuten scheint, das minderjährige Ensemble im Hauptschauplatz einfindet, findet der erste Genre-Wechsel statt. Die Geisteratmosphäre weicht dem Internatsdrama, mit Prügeleien unter Jungs und Schlägen seitens des Lehrpersonals. Sind die Kinder in die Hände fanatischer Sadisten geraden, die sich einen Heidenspaß draus machen, im Namen Gottes ihre sieben Schützlinge zu quälen? Bald sind es nur noch Sechs – und das Internatsdrama gewinnt eine Whodunnit-Komponente. Nicht der letzte Hakenschlags dieses immerhin knapp zweistündigen Films.

Dramaturgische hätte eine Kürzung um satte zwanzig Minuten sicher nicht geschadet. Doch eine solide Kameraarbeit und ein starker Cast tragen dennoch zu einem unterhaltsamen Sehvergnügen bei – man darf „Boarding School“ einfach nicht ganz so ernst nehmen, wie der Film sich (manchmal, aber letztendlich doch nicht zu sehr) selbst ernst zu nehmen scheint. Herausragend sind die gemeinsamen Szenen zwischen Sterling Jerins als einzige Schülerin in diesem Internat, und dem androgyn anmutenden Hauptdarsteller Luke Prael. Tiefpunkt sind die Visuellen Effekte – von digitalen Blutspritzern und Flammen – für die wohl einfach etwas weniger Budget als Ideen gegeben waren. Immerhin: Alle aus dem Computer gerenderten Effekte lindern die Erfahrungen der Kinderdarsteller an diesem Set, dass im finalen Gewaltexzess aus medienpädagogischer Sicht nicht der optimale Spielplatz für fast 13-Jährige gewesen sein dürfte.

Gewidmet ist der Film übrigens den Felsensteins und Glickmans. Jüdische Familien, darf man annehmen, in welchem Verhältnis auch immer sie zu dem Regisseur Boaz Yakin aus ebenfalls jüdischer Abstammung stehen mögen. Diese Randnotiz entbehrt nicht jeder Relevanz – denn was besagtes Holocaust-Kommentar anbelangt: In diesem Geisterhorror-Internatsdrama-Crime-Ding ist auch noch Platz für einen lüsternen Nazi-Offizier und sein „Kätzchen“.

Blu-ray Extras: Filmtrailer

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch

Untertitel: Deutsch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (46. Woche 2018).