Bis dann, mein Sohn

Länge:
178 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Regie:
Wang Xiaoshuai
Darsteller:
Wang Jingchun (Yaojun), Yong Mei (Liyun), Wang Yuan (Xingxing), Du Jiang (Haohao), Ai Liya (Li Haiyan)
Genre:
Drama
Land:
China, 2019

Der chinesische Regisseur Wang Xiaoshuai, der als Pionier des unabhängigen Filmschaffens in seinem Land gilt, gehört sozusagen zu den Dauergästen bei der Berlinale. Bereits 1994 konnte er dort in der Sektion Forum sein Regiedebüt vorstellen, 2001 erhielt Wang Xiaoshuai für seinen Film Beijing Bicycle den Silbernen Bären und 2008 für „In Love We Trust“ den Silbernen Bären für das Beste Drehbuch. 2019 lief sein Film „Bis dann, mein Sohn“ im Wettbewerb, der vom Publikum wie von der Kritik gefeiert wurde und dessen Hauptdarsteller Wang Jingchun und Hauptdarstellerin Yong Mei jeweils mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurden. Eine deutsche Synchronfassung des bewegenden Films kann man mittlerweile auf DVD und im Stream schauen.

In drei emotionsgeladenen Stunden erzählt Wang Xiaoshuai von einem Familiendrama, das 30 Jahre umfasst und eng mit der chinesischen Geschichte verbunden ist. Es beginnt in den 1980er Jahren, in der Zeit des Aufbruchs nach der Kulturrevolution. Yaojun und Liyun sind ein glückliches Paar und Eltern eines Sohnes, den sie liebevoll Xingxing nennen. Sie leben im Arbeiterwohnheim der Fabrik, in der sie angestellt sind, und pflegen einen engen Kontakt zu Yaojuns Schwester Li Haiyan und deren Ehemann Zhang Xinjian. Die beiden wohnen auf demselben Flur und ihr Sohn Haohao ist am selben Tag zur Welt gekommen wie Xingxing. Die Jungs wachsen förmlich wie Zwillingsbrüder auf und machen fast alles gemeinsam. Bis Xingxing mit zwölf Jahren bei einem Badeunfall ums Leben kommt. Zutiefst verzweifelt ziehen Yaojun und Liyun in die südliche Provinz Fujian, wo sie niemand kennt. Sich Trost bei einem zweiten Kind zu holen, ist für die Eheleute nicht möglich. Denn durch die chinesische Ein-Kind-Politik musste Liyun auf Drängen von Schwägerin Li Haiyan vor ein paar Jahren einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen, bei dem es zu Komplikationen kam. Auch der Adoptivsohn Liu Xing kann den Schmerz nicht stillen, denn er findet keinen emotionalen Bezug zu seinen neuen Eltern und haut dann als Teenager mit einer Gruppe von Schulabbrechern von Zuhause ab. Immer wieder werden Yaojun und Liyun von ihren Erinnerungen eingeholt, doch geduldig ertragen sie ihr Schicksal. Bis sie nach 30 Jahren, da hat sich in China der Turbokapitalismus breitgemacht, beschließen, in ihre Heimat zurückzukehren. In die Stadt, in der ihr gemeinsames Leben einst voller Hoffnung begann.

Auf ergreifende Weise zeigt Regisseur Wang Xiaoshuai in seinem neuen Film auf, wie durch den Verlust eines Kindes jegliche Familien- und Freundschaftsbeziehungen aus dem Gleichgewicht geraten. Dabei verbindet er das tragische Schicksal der beiden Eheleute wie auch die Schuldgefühle der befreundeten Familie mit den politischen Verhältnissen, lässt also Privates und Politisches miteinander verschmelzen. Das gibt diesem Drama, an dem Wang Xiaoshuai vier Jahre lang gearbeitet hat und das den ersten Teil seiner „Heimat-Trilogie“ darstellt, eine gesellschaftliche Dimension, die neben der intensiven, menschlichen Geschichte ein spannendes, zeitgeschichtliches Bild von China widerspiegelt.

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Dt., Chinesisch, Dt. f. Sehg.

Untertitel: Dt. f. Hörg.

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (15. Woche 2020).