Birds Of Passage

Länge:
115 Minuten (Blu-ray: 120 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
04.04.2019
Regie:
Ciro Guerra, Cristina Gallego
Darsteller:
Carmiña Martínez (Úrsula), Natalia Reyes (Zaida), José Acosta (Rapayet), Jhon Narváez (Moisé), Jose Vicente Cotes (Peregrino)
Genre:
Thriller , Drama
Land:
Kolumbien, Dänemark, Mexiko, 2018

In der Guajira-Wüste in Nord Kolumbien leben Ende der 1960er Jahre Stammesgemeinschaften der Wayuu-Indianer nach den alten, matriarchalisch geprägten Traditionen. Alles beginnt mit der Liebe. Der junge Rapayet wirbt um die schöne Zaida. Aber ihre Mutter, Stammeschefin und Traumdeuterin Úrsula, fordert eine horrende Mitgift. So kommt es, dass Rapayet, angestiftet von seinem lebenslustigen Freund Moisé, das erste Mal Marihuana an junge Mitglieder des amerikanischen Friedenscorps verkauft; Hippies, die ihren Freiwilligen Dienst bevorzugt am Strand verbringen. Bislang haben die Bauern Hanf als Nutzpflanze angebaut, bald schon stellt es sich als das grüne Gold Kolumbiens heraus. Schnell hat Rapayet das Geld zusammen und kann seine Braut erobern. Aber Ursulas Misstrauen dem Schwiegersohn gegenüber bleibt, vor allem da er jetzt Geschäfte mit den „Ajunas“, den Gringos macht. In Stammesversammlungen werden Entscheidungen gefällt, schließlich aber steigt der Clan um Úrsula und Rapayet dank des bald florierenden Handels zur Wirtschaftsgröße in der Region auf. Rapayet scheint nun alles zu haben, seine Frau schenkt ihm zwei Kinder, sie bauen ein großes Anwesen, einer Festungsanlage gleich, Mitten in die Wüste. Aber es dauert nicht lange und die Hanfbauern und Händler geraten in einen immer blutiger werdenden Verteilungskampf. Auf Verrat und Abwanderung zur Konkurrenz folgen Morde, während die Stammesältesten versuchen, die lang überlieferten Traditionen zu retten. Unaufhaltsam eskalieren die Ereignisse in einer verhängnisvollen Kette von Raffgier, Missgunst und Gewalt. Auch der friedliebende Rapayet steht bald vor einer schrecklichen Entscheidung. Der Keil wird nicht nur in das Miteinander der Stämme getrieben, schließlich geht ein tiefer Riss auch durch die Familien und alles droht im Chaos der Gewalt zu versinken.


Der epische und bildgewaltige Drogenthriller greift die mystischen Erzählweisen der Wayuu-Ureinwohner auch in der Dramaturgie auf. Der Film erzählt in fünf Kapiteln, hier „Cantos“ – Gesänge – genannt, denn so wurden die Mythen und Geschichten der Wayuu überliefert: Wildes Gras, Gräber, Wohlstand, Krieg, Vorhölle. Der emotionale Kern ist die Figur des friedliebenden Rapayet, der zum Drogenboss wider Willen wird und am Ende des Films, vom Tod bedroht durch seinen härtesten Konkurrenten, die einfachen Worte spricht, die den Untergang seiner Kultur benennen: „Wir sind doch schon alle tot“. In der geradlinigen Geschichte der Abwärtsspirale wird kein Zweifel daran gelassen, dass der Sündenfall mit der Nachfrage nach der Droge begann, ausgerechnet von den friedensbewegten Hippies, die in das Land kommen und von seinen Schätzen profitieren wollen. Gleichzeitig wird auch ein schonungsloser Blick auf die Korrumpierbarkeit der Ureinwohner Stämme geworfen, der bereits vorher mit der jungen Generation ihren Anfang nahm, die keinen Bezug zur eigenen Sprache und Kultur mehr hat; hierfür steht Moisés, der nur noch spanisch spricht und die Traditionen belacht. Trotzdem ist auch diese Figur vielschichtig, seine Motiviation nachvollziehbar, ebenso wie die mächtige Úrsula, die bereit ist die eigene Familie zu zerstören, um die Stammeszusammenhalt zu retten. Äußere Konflikte um Habgier und Macht verursachen die inneren Risse und unauflöslichen Widersprüche. Mit visueller Kraft und teils surrealen Bildern von biblischem Ausmaß gelingt dem Regie-Paar Ciro Guerra und Cristina Gallego nach ihrem oscarnominierte Film „Der Schamane und die Schlange“ erneut ein außergewöhnliches Stück Kino.

Christiane Radeke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch

Untertitel: Deutsch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (30. Woche 2019).