Beba

Länge:
79 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
24.06.2022
Regie:
Rebeca Huntt
Darsteller:
Rebeca Huntt + Interview-Partner*innen (Eltern, Professorin etc.)
Genre:
Biopic
Land:
USA, 2022

Konfrontation mit den eigenen Ursprüngen: In der autobiographischen Doku „Beba“ geht Rebeca Huntt mit sich selbst und ihrer Familie hart ins Gericht, um all die Traumata, den Schmerz und die Gewalt zu verstehen, die sie in sich trägt, und diese letztlich zu lösen. Um den Fluch unserer Vorfahren zu brechen, den wir auf gewisse Weise alle erben. „Ich ziehe also in den Krieg. Es wird Opfer geben. Es darf so nicht weitergehen.“


Was dich im filmischen Selbstportrait „Beba“ erwartet:


Rebeca – auch Beba genannt – ist aufgewachsen in einer kleinen Wohnung am New Yorker Central Park. Die Wohnung war viel zu klein, doch sie war das Beste, was ihr Vater sich als dominikanischer Einwanderer und einfacher Arbeiter leisten konnte. Er wollte, dass seine drei Kinder in einer halbwegs sicheren Gegend leben können. Rebecas Mutter stammt aus Venezuela und scheut sich bis heute, die Probleme zu benennen und anzugehen, die auftauchen, wenn man in einer weiß- und von strukturellem Rassismus geprägten Gesellschaft schwarze Kinder großzieht. Und so trägt Beba nicht nur die Wut ihres Großvaters in sich, sondern befindet sich selbst im engsten Familienkreis im beständigen Spannungsfeld schwieriger Charaktere und verdrängter Konflikte – was die Suche nach der eigenen Identität erschwert. Später geht sie auf ein angesehenes College, bewegt sich zunehmend in guter Gesellschaft, passt sich an. Doch die Fragen, die Zweifel, die Wut und der Schmerz begleiten sie weiterhin, weswegen sie die Kamera in die Hand nimmt und wieder auf Suche geht: an Orten ihrer Vergangenheit und in Gesprächen mit Menschen, die ihr nahestehen und die sie geprägt haben.


Lohnt sich das Biopic von und über Rebeca Huntt für dich?


Ein bisschen Ruhe und Geduld sind nötig, um diesen Film angemessen auf sich wirken zu lassen. Denn „Beba“ ist weniger die lineare Erzählung einer (Lebens-)Geschichte als vielmehr eine Ansammlung verschiedenster Eindrücke, Gedanken und Interviewausschnitte, die viel preisgeben, aber auch zahlreiche Fragen hinterlassen. Statt mit einer Selbstinszenierung haben wir es hier mit einer Selbstsezierung zutun. Rebeca ist – so formuliert sie es in ihrem Einstieg – gleichzeitig Kameraobjektiv, Thema und Autorität. Und dabei ist sie schonungslos, nicht nur im Umgang mit den ihr nahestehenden Menschen, sondern auch mit sich selbst. Sie strauchelt schon ihr Leben lang und geht nun offensiv damit um, taucht ein in den Schmerz, um sich nicht mehr von ihm bestimmen zu lassen und sich selbst auf den Grund zu gehen. Und indem sie sich und ihre Traumata allmählich besser verstehen lernt, verstehen auch wir (sie) mehr, in jedem Falle macht es was mit uns.

Während des ungewohnten Deep-Dives gibt es einige Szenen, die hängen bleiben: beispielsweise das Interview mit Rebecas Mutter, das fast in einen handfesten Streit übergeht, weil die beiden bezüglich ihrer unterschiedlichen Welt- und Selbstbilder bis heute nicht so recht übereinkommen. Oder die Worte der Professorin, die Rebeca damals dazu bewegt haben, sich anzupassen – auch wenn sie sich später nicht mehr sicher ist, ob das richtig war. Ihre Noten wurden daraufhin immerhin besser. Genau solche Kontroversen, das geschickte Gegenüberstellen und Verknüpfen von Gegensätzen ist charakteristisch für den gesamten Film. Das zeigt sich im Übrigen auch in der stilistischen Gestaltung: Harte Inhalte werden auf bewundernswert sanfte Weise darstellt und führen uns mitunter auf idyllische Weise an die verschiedensten Orte. Und fest steht: Klare Antworten wird es auf diesem Weg nicht geben. Dafür spannende (Selbst-)Erkenntnisse und Einblicke mit Nachwirkung.

Marius Hanke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (25. Woche 2022).