Beautiful Beings

Länge:
123 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Kinostart:
10.11.2022
Regie:
Guðmundur Arnar Guðmundsson
Darsteller:
Birgir Dagur Bjarkason (Addi), Áskell Einar Pálmason (Balli), Viktor Benóný Benediktsson (Konni), Snorri Rafn Frímannsson (Siggi), Aníta Briem (Guðrún) u. a.
Genre:
Drama , Jugend
Land:
Island, Dänemark, Schweden, Niederlande, Tschechische Republik, 2022

Darum geht es in „Beautiful Beings“:


Eine isländische Küstenstadt: Der 14-jährige Addi und seine beiden Freunde Siggi und Konni verbringen ihre gesamte Freizeit miteinander. Sie legen sich mit Älteren an, betrinken sich und probieren verschiedene Drogen aus. Addi, aus dessen Perspektive der Film erzählt wird, ist nach eigenem Bekunden noch der „Normalste“ von ihnen. Siggi ist derjenige, der mitläuft, Konni derjenige, der seine Aggressionen kaum zurückhalten kann. Als Schläger verrufen, wird er von allen nur „das Tier“ genannt. Als Balli, ein Mitschüler, gemobbt und krankenhausreif geschlagen wird, setzt sich Addi für den Jungen ein, der weitgehend auf sich alleine gestellt ist und in einer völlig vermüllten Wohnung lebt.

Gemeinsam haben die Vier, dass sie aus Arbeiterfamilien mit abwesenden Vätern und oft überforderten Müttern stammen. Zumindest Addis esoterisch angehauchte Mutter kümmert sich noch um ihren Sohn. Völlig anders sieht das allerdings bei Balli aus. Sein auch gegenüber der Familie gewalttätiger Vater, der darüber hinaus seine Tochter zu missbrauchen scheint, sitzt im Gefängnis. Die Mutter ist völlig neben der Spur. Als der Vater aus dem Gefängnis entlassen wird und die Familie erneut terrorisiert, beschließen Addi, Siggi, Konni und Balli, dem endlich ein Ende zu setzen.


Lohnt sich „Beautiful Beings“ für dich?


Der von Island für den Auslands-Oscar eingereichte Film ist in mehrfacher Hinsicht sehenswert: filmisch, dramaturgisch und nicht zuletzt aufgrund der darstellerischen Leistungen der vier Hauptfiguren. Es ist der zweite Spielfilm von Guðmundur Arnar Guðmundsson, der bereits mit seinem Debütwerk „Herzstein“ international auf sich aufmerksam gemacht hatte und hier zum Teil auf eigene Kindheitserfahrungen zurückgreift. Die Kamera folgt den vier Protagonisten unablässig auf Augenhöhe und aus deren Perspektive, wobei sich durch Blicke und Gesten in Großaufnahmen, die von schnellen Schnitten noch stärker wirken, die ambivalente Gemütslage der Figuren zwischen unbändiger Energie, vager Hoffnung und Orientierungslosigkeit gut erschließt. Vermittelt die Handkamera zu Beginn des Films vor allem dieses Gefühlschaos, werden die Szenen ruhiger, sobald die vier Freunde einen festen Plan gefasst haben.

„Beautiful Beings“ erzählt von Gewalt, Mobbing und Demütigungen, die zum Teil drastisch dargestellt werden. Addi, Siggi, Konni und Balli bleiben weitgehend unter sich, sind ihrer durch Familienerfahrungen noch verstärkten toxischen Männlichkeit ohne positive Vorbilder weitgehend ausgeliefert. Diese auf den Punkt gebrachte Entwicklung, die einen dramatischen Ausgang erahnen lässt, ist die große Stärke dieses Films, in seiner Überspitzung allerdings auch ein kleiner Schwachpunkt.


⚠️ Triggerwarnung: Gewalt

Holger Twele

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