Beaufort

Unter großen Verlusten erobert die israelische Armee 1982 im ersten Libanonkrieg einen Berg und die historische Kreuzritterburg Beaufort, obwohl die strategische Bedeutung der Einnahme schon damals umstritten war. Nach anhaltenden Protesten auch in Israel selbst gegen die Besatzung entschließt sich die Regierung 18 Jahre später, sich aus dem Libanon wieder zurückzuziehen und die mittlerweile durch riesige Bunker verstärkte Festung zu räumen. In den letzten Tagen vor diesem Ereignis kommt es zu einem heftigen Beschuss des nahezu vollständig isolierten Außenpostens durch die gegnerische Hisbollah, um die israelischen Soldaten zu demoralisieren und ihren Abzug als Niederlage darzustellen. Unter dem Kommando des erst 22-jährigen Liraz Liberti hält eine noch jüngere Mannschaft an Wehrpflichtigen, die sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich nach Hause zurückkehren zu dürfen, die Festung bis zum mehrfach verschobenen Räumungsbefehl. Dabei sind bis zur vorgesehenen Sprengung der Burg weitere Verluste in den eigenen Reihen zu beklagen, was die Soldaten am Sinn ihrer Mission vollends zweifeln lässt.

Joseph Cedar hat nach dem Roman „Im Yesh Gan Eden“ von Ron Leshem einen eindringlichen, wenn auch zu Beginn etwas langatmigen Antikriegsfilm gedreht, ohne eine einzige direkte Kampfhandlung zu zeigen. Die Gegner der Israelis bleiben unsichtbar, die Bedrohung im Bunker ist dennoch allgegenwärtig, sei es durch unerwarteten Granatenbeschuss oder eine Sprengladung auf der Straße, die sich als besonders heimtückisch erweist. Auf diese Weise sind die jungen Soldaten, die zwischen Pflichterfüllung und wuterfüllter Auflehnung gegen die Sinnlosigkeit ihres Tuns schwanken, alleine auf sich, ihre Träume und Sehnsüchte zurückgeworfen. Ihr Schicksal und die sinnlos erscheinenden Menschenopfer werden von der israelischen Armeeführung offenbar weitgehend ignoriert. Trotz dieser harschen Kritik an den halbherzigen Rückzugsplänen der israelischen Armee aus dem Libanon stellt der Film diesen Krieg nicht grundsätzlich infrage. Das ist umso bedauerlicher, als kurz nach den Dreharbeiten der zweite Libanonkrieg begann. Für die gelungene Regie gab es 2007 auf der Berlinale einen Silbernen Bären und 2008 eine Nominierung für den Oscar als „bester fremdsprachiger Film“.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Hebräisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Entfallene Szenen, Making of, Trailer, Bildergalerie

Holger Twele