Baghdad in My Shadow

Länge:
108 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Kinostart:
16.09.2021
Regie:
Samir
Darsteller:
Haytham Abdulrazaq (Taufiq Jasim), Zahraa Ghandour (Amal), Taro Bahar (Aro), Shervin Alenabi (Naseer), Awatef Naeem (Samira), Ali Daim Mailiki (Ahmed), Andrew Buchan (Martin)
Genre:
Drama , Politischer Film
Land:
Deutschland, Schweiz, Großbritannien, 2018

Worum es im Film „Baghdad in My Shadow“ geht:


Ein gemütliches Café im Herzen von London ist Treffpunkt einer Handvoll Menschen, die aus dem Irak auswandern mussten. Der Dichter Taufiq, der hier im Exil als Nachtwächter in einem Museum arbeitet, wurde einst von den Schergen des Regimes von Saddam Hussein gefoltert. Jetzt ist ein Mord passiert und Taufiq wird von englischen Polizisten verhört. Baghdad, so schreibt er in einem Gedicht, ist auch fern von der Heimt immer in seinem Leben, in seinem Schatten. Sein junger Neffe Naseer hat den Vater verloren und radikalisiert sich jetzt unter dem Einfluss eines Hasspredigers. Unerträglich findet er all die „Ungläubigen“, die hier im Café ein und aus gehen. Wie Zeki und Samira, kurdische Aktivisten, die den Laden liebevoll betreiben und allen eine Ersatzfamilie bieten. Mit beißendem Humor und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen kommentiert Samira alles, was so vor sich geht. Und das ist nicht gerade wenig.

Die junge Amal arbeitet hier als Kellnerin. Später stellt sich heraus, dass sie sich vor ihrem Ex-Mann Ahmed, der seinerzeit für den irakischen Geheimdienst tätig war, verstecken muss. Amal will leben und frei sein und verliebt sich in den Engländer Martin, der Häuser baut. Das weiß allerdings keiner der anderen. Aro ist homosexuell und deshalb aus dem Irak geflohen. Dort war er mit dem Tode bedroht. Aber auch hier hat er Angst, seine Beziehung zu einem Engländer offen zuzugeben. So ist das bei den meisten hier: es gibt ein offizielles, gesellschaftliches Leben und ein geheimes Privates.

Nach und nach kommt ans Licht, dass die Vergangenheit der Figuren eng mit einander verflochten ist. Wie die einzelnen Geschichen miteinander zusammenhängen, erfahrt ihr am Ende des spannenden Ensemblefilms.


Was „Baghdad in My Shadow“ so sehenswert macht:


Das berührende Drama beleuchtet die drei zentralen gesellschaftlichen Tabu-Themen, die auf der Abschussliste radikaler Islamisten stehen: Atheismus, Gleichberechtigung der Frau und Homosexualität. Der Film macht dabei viele Erzählstränge auf, verknüpft sie auf geschickte Weise und arbeitet mit Zeitsprüngen und Rückblenden. Das ist fordernd, aber auch spannend und mitreißend. Jede Geschichte hat ihre Licht- und Schattenseiten, es gibt keine einfachen Lösungen oder Schwarz-Weiß-Zuschreibungen. Trauma aus der Vergangenheit, Selbstbehauptung, Schuld und Verantwortung. Viele große Themen werden gestreift und mit großer Emotionalität mit den Lebensgeschichten der Figuren verbunden. Taufiq etwa ficht einen stillen Kampf gegen die Radikalisierung seines Neffen aus, der schließlich sogar mit einer Gruppe Radikalisierter vor dem Café randaliert und die Ereignisse eskalieren lässt.

„Baghdad in My Shadow“ ist nach der von Publikum und Kritik gefeierten Doku „Iraqi Odyssey“ (2014) der erste Spielfilm des Schweizer Regisseurs Samir, der selber seine Kindheit im Irak verbrachte. Dieser emotional aufwühlende und politisch hochaktuelle Film hat Stoff für viele Serienstaffeln.

Christiane Radeke

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