Bad Luck

Auf dem Land passieren die merkwürdigsten Sachen: Wenn z. B. Automechaniker Karl und sein Kumpane Rizzo nur mal kurz zum Pinkeln anhalten, und ihnen plötzlich ein Autowrack aus den Baumwipfeln entgegenkommt. Moralisch richtig wäre es nun wohl, den verletzten Mann aus den Trümmern zu ziehen und sofort Hilfe zu rufen. Aber da ist auch noch diese Tüte voll mit Geld – und Geld kann Karl gerade gut gebrauchen, weil ihm wieder mal das Wasser bis zum Hals steht. So ist es nicht weiter verwunderlich, wenn er nun eine etwas andere Entscheidung trifft, die sich im Nachhinein betrachtet vielleicht als eher suboptimal herausstellen wird. Denn wenn es um Geld geht, können die Dinge leicht aus dem Ruder laufen. Das mussten auch schon Lippo und Dagmar feststellen, die jeder für sich dringend Kohle brauchten und sich deshalb entschieden hatten, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Wie das ausgegangen ist? Naja, da ist immer noch diese Tüte mit dem Geld in dem Autowrack …

„Erinnert an die Filme der Coen-Brüder“ – so lautet das Zitat auf der Rückseite der DVD, ohne zu verraten, wer diese Aussage verbrochen hat. Tatsächlich ist der Vergleich gar nicht mal so abwegig, wie er im ersten Moment erscheint, aber dann ist „Bad Luck“ wohl eher das verschwundene Schwarzwald-Tape aus den 80er-Jahren. Es dauert eine Weile, bis man als Zuschauer verarbeitet und vor allem akzeptiert hat, dass die österreichische Produktion von vorne bis hinten in Kärtner Mundart gedreht ist – die deutschen Untertitel also absolut notwendig sind –, und dass komplett alles an diesem Film vor allem eines ist: dörflich. Doch wenn man sich erst einmal an die seltsamen Gestalten gewöhnt hat – an jene Menschen zum Beispiel, die zu jeder Tages- und Nachtzeit bedröppelt gucken können und die gerne mit einem Bierchen am Fenstertresen in der Tankstelle stehen, um nicht allein zu sein –, dann entwickelt „Bad Luck“ auf einmal einen sehr eigenwilligen Charme. Hier wird der Deckmantel ländlicher Idylle einmal kurz gelüftet, und was sich darunter präsentiert, ist die Trostlosigkeit des Seins in seiner reinsten Form. Hier wird eine Realität gezeigt, in der das Glück stets in weiter Ferne liegt. Und wenn sich dann doch einmal ein Ausweg aus der Misere bietet, dann geht einfach alles katastrophal schief.

Verstörend, mühsam, aber doch irgendwie erfrischend ehrlich und dadurch sehenswert.

DVD Extras: Trailer

Marius Hanke