Augenblicke: Gesichter einer Reise

Länge:
94 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Kinostart:
31.05.2018
Regie:
Agnès Varda, Jean "JR" René
Darsteller:
Agnès Varda, Jean "JR" René
Genre:
Dokumentation , Road-Movie
Land:
Frankreich, 2017

Im Februar 1983 – als der spätere Fotokünstler JR zur Welt kam – warb die Monatszeitschrift Popular Photography mit einer Titelstory über „Ungewöhnliche Karrieren in der Fotografie“. Zur etwa selben Zeit saß die gestandene Filmemacherin Agnès Varda erstmals in der Jury der Filmfestspiele von Venedig. JR wuchs heran, Varda kreuzte seinen Weg – und 2018 haben diese Zwei mit einem Altersunterschied von über einem halben Jahrhundert nun einen gemeinsamen Film gedreht – „Augenblicke: Gesichter einer Reise“.
JR am Steuer, Varda als Beifahrerin, so reisen sie durch entlegene Gegenden Frankreichs. Das Duo ist unterwegs in JR’s „Fotomobil“: Ein kleiner eckiger Lieferwagen, dessen Laderaum zum Mini-Studio ausgebaut ist. Reinsetzen, knipsen lassen und schon wird aus einem Schlitz an der Seite des Fahrzeugs das Foto ausgedruckt, auf Papier, überlebensgroß. Damit machen die Filmemacherin oder der Fotokünstler in kleinen Dörfern Halt. Sie laden Anwohner ein, sich fotografieren zu lassen. Die riesigen Abzüge der schwarzweißen Bilder kleben sie hin, wo auch immer sich Platz dazu findet: Hausfassaden, Ruinenmauern, Scheunenwände. Begleitet von kleinen Einblicken in die Leben der Menschen, hier und dort, dann geht’s weiter zu Ziegen ohne Hörnern und einem Bunker, der hochkant im Strand steckt, als hätte Gott höchstpersönlich ihn weggeworfen ...

Worum geht es in „Augenblicke: Gesichter einer Reise“? Das fragt man sich, ein paar Minuten in der kurzen (anderthalbstündigen) Dokumentation, da man sich ohne rechte Einführung im Bergbau-Milieu wiederfindet. Wenige Minuten später stehen die beiden Hauptfiguren, immer noch leidlich den Zuschauer vorgestellt, bei einem Landwirt. Dann sprechen sie mit einem Glöckner. Kurze Begegnungen auf einer scheinbar ziellosen Reise. Tatsächlich sitzen JR und Varda einander bald in einem Café gegenüber. JR, der stets Hut und Sonnenbrille trägt, fragt Varda: Ob es so weitergehen solle, ganz ohne Reiseplan? Die Filmemacherin, die Haare zum Pilz geschnitten, an den Enden rot, an den Wurzeln weiß, sagt: Ja, der Zufall sei doch immer ein guter Reiseleiter. Und so rätselt man nicht lange weiter, worum es den beiden Künstler-Seelen geht. Der Weg ist das Ziel. Eigentlich wollten sie – das verrät Agnès Varda in einem Interview, nicht in dem Film – eine „richtige Dokumentation“ drehen, über die ganz normalen Menschen jenseits der Städte. Gewiss kommen sie mit vielen davon ins Gespräch, ohne jedoch in die Tiefe zu gehen. Das bedauert Varda rückblickend selbst, aber es sollte eben ein kurzweiliges Sehvergnügen bleiben.
So ist der Film am Ende einer, der vor allem von zwei ungewöhnlichen Karrieren handelt, in der Fotografie und im Film. Von zwei kreativen Köpfen aus verschiedenen Generationen, die trotz des großen Altersunterschieds einen Draht zueinander gefunden haben. JR, der gerne rennt und springt und mit seiner Begleiterin im Rollstuhl durch den Louvre rast; Agnes Varda, die in Erinnerungen schwelgt und um ihr Augenlicht bangt, sich zwischen den Projekten zuweilen in Behandlung begeben muss. Auch wenn es nur ein Augenblick zu sein scheint, den man mit diesen beiden Menschen verbringt, sind es doch bereichernde Eindrücke. Und es gibt sogar eine überzeugende Antwort darauf, wofür die Kunst denn bitte gut sein soll.

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Französisch

Untertitel: Deutsch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (49. Woche 2018).