Atypical (Staffel 1)

Serienstart:
11.08.2017
Staffel:
1
Folgen:
8
Länge der Folgen:
29 bis 38 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Seth Gordon, Michael Patrick Jann, Joe Kessler
Darsteller:
Keir Gilchrist (Sam), Jennifer Jason Leigh (Elsa), Michael Rapaport (Doug), Brigette Lundy-Paine (Casey), Nik Dodani (Zahid), Graham Rogers (Evan), Jenna Boyd (Paige) u. a.
Genre:
Jugend , Familienfilm , Comedy
Land:
USA, 2017

Sam liebt Pinguine und die Antarktis, hat eine Schildkröte namens Edison, er hasst es, wenn sein Rücken im Bus die Lehne berührt, und er bewegt sich im autistischen Spektrum. „Atypical“ erzählt allerdings nicht nur Sams Geschichte, sondern vielmehr die einer Familie und der Menschen um diese herum; mit all den Höhen und Tiefen, die eben dazugehören – ob neurotypisch oder auch nicht. Eine wunderschöne Serie, die uns die Menschen um uns herum auf neue Weise betrachten lässt, uns vielleicht so manches Mal zum Lachen und zum Weinen, auf jeden Fall zum Mitfiebern bringt.


Das erwartet dich in der Serie „Atypical“:


In der oft verwirrenden Welt der High-School und all der Menschen um sich herum findet sich Sam gut zurecht – auch dank seiner Familie, seines besten Freundes Zahid und der Gespräche mit seiner Therapeutin Julia, die ihm dabei hilft, Geschehnisse einzuordnen. Mittlerweile hat Strategien entwickelt, um auch mit unangenehmen Situationen umzugehen. Nun möchte der 18-Jährige etwas ganz Bestimmes angehen: das Thema Freundin. Dass seine vielleicht etwas zu sorgsame Mutter Elsa absolut dagegen ist, hält ihn kaum ab. Eifrig recherchiert er im Internet nach Dating-Tipps, bittet seinen eher umtriebigen Kumpel um Rat und studiert die Menschen um sich herum, um zu lernen, wie man eine Freundin findet. Das klappt eher semi – möglicherweise, weil Sam vieles zu wörtlich nimmt und längst nicht jeder Internet-Tipp auch wirklich gut ist. Doch tatsächlich bahnt sich schon bald eine Beziehung an. Was die Auserwählte allerdings nicht weiß: Sie ist erstmal nur seine Übungsfreundin, damit er bald bereit ist für seine eigentliche (vermeintliche) Traumfrau.

Während Sam versucht, seine erste große Liebe für sich zu gewinnen, bahnen sich zu Hause große Veränderungen an: Nicht nur bei Sams jüngerer Schwester Casey, die ebenfalls ihren ersten Freund findet (oder vielmehr er sie) und zugleich eine große Chance für ihre geplante Sportkarriere als Läuferin bekommt. Auch Elsa hat unverhofft jemanden kennengelernt und das Eheleben mit Doug ist schon länger nicht mehr so idyllisch, wie es manchmal scheint.


Warum sich die erste Staffel von „Atypical“ absolut lohnt:


Was die Serie so genial und mitreißend macht, sind die vielfältigen Sichtweisen und zugleich die Liebe zum Detail: Schon beim Einstieg bekommen wir direkt von Sam einen ersten Eindruck davon, wie und worüber er sich Gedanken macht, wie er sich unter anderen Menschen fühlt und welche Erfahrungen ihm wohl verschlossen bleiben. Dabei spielt „Atypical“ mit der Verwebung von Erzählstimme und Therapie-Gespräch – was uns auch die folgenden Staffeln begleiten wird und noch einige schöne Überraschungsmomente bereithält. Wir lernen Sams Leben kennen, mit all den kleinen Herausforderungen und Missverständnissen, die sich aus seiner extrem logischen Denkweise ergeben und daraus, dass er alles immer sehr wörtlich nimmt. Während er dann wiederum so poetische Sachen sagt wie: „Ich finde, dass jedes Mädchen schön ist auf seine Weise – wie Schneeflocken in der Arktis.“ Wir sind bei seinen Dating-Versuchen dabei – sein erstes hat er übrigens mit der späteren MS Marvel, die er verschreckt, indem er höchst bedenkliche Dating-Tipps aus dem Internet befolgt und sie beschimpft. Wir erleben, wie feste Umarmungen manchmal wesentlich besser wirken als sanfte Berührungen und wie großartig geräuschunterdrückende Kopfhörer sein können, wenn eine lautstarke Umgebung die eigenen Sinne schnell überfordert. Wie es sein kann, dass man Regeln liebt („denn mit ihnen ist alles klar“), und was Tiere uns über uns selbst verraten (Wir lernen herrlich viel über Pinguine und Sam schmeißt nur so mit Tier-Parabeln um sich …).


„Atypical“ = eine Serie über Autismus?  


In „Atypical“ geht es nicht nur um Sam, sondern gerade auch darum, sich von alten Sichtweisen zu lösen und ein neues Miteinander zu finden. Da ist Elsa, eine Ehefrau, die sich jahrelang für ihre Familie aufgeopfert hat und nun das erste Mal wieder spürt, wie es ist, begehrt zu werden – und den großen Widerstreit zwischen Leidenschaft und Verantwortung, der sich dadurch ergibt. Da ist Doug, ein Vater, der nie wirklich Zugang zu seinem Sohn gefunden und sich deshalb emotional zurückgezogen hat – und der nun zum ersten Mal lernt, wirklich präsent zu sein. Und da ist auch noch Sams Schwester Casey, deren Leben ständig im Schatten ihres Bruders steht und die nun nicht weiß, ob sie ihre große Chance ergreifen soll, weil sie dann in der Schule nicht mehr auf ihn aufpassen kann. In der ersten Staffel geht es viel um Entbehrungen der Menschen um Sam herum. Die aber letztendlich gar nicht in diesem Ausmaß nötig sind, weil Sam wesentlich schneller seine Selbstwirksamkeit entfaltet, als sie ihre Helfer*innen-Rolle loslassen können.

Außerdem ist da noch Sams Freund Zahid, der mit seiner überschwänglich offenen Art und immer wieder eingestreuten absurd anmutenden Lifehacks (die tatsächlich oft sogar auf verquere Weise klug sind) im ersten Moment ein bisschen durchgeknallt rüberkommt. Und der über die Serie hinweg überraschend viel Tiefe entwickelt. So wie eigentlich alle Charaktere in „Atypical“.

Alles in allem ist die Serie deshalb vor allem eines: eine emotional mitreißende Geschichte über zwischenmenschliche Missverständnisse, über erfolglose und erfolgreiche Versuche des Besser-Machens und eine ebenso rührende wie humorvolle Erinnerung daran, dass wir letztendlich alle unterschiedlich wahrnehmen und es gut ist, immer ein bisschen über die eigene Perspektive hinaus zu denken.

Marius Hanke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (8. Woche 2017).