Amok – Columbine School Massacre

Im April 1999 erschütterte der Amoklauf zweier Schüler an der Columbine High School die Weltöffentlichkeit. Michael Moore machte sich in seinem satirischen Dokumentarfilm „Bowling for Columbine“ (2002) auf Spurensuche nach den möglichen Ursachen dieser Tat, Gus Van Sant bezog sich in seinem dokumentarisch inszenierten Spielfilm „Elephant“ (2003) ebenfalls auf diese Ereignisse. Zehn Jahre nach dem Schülerattentat setzt sich ein weiterer US-Film in Form eines fiktiven Spielfilms mit diesem Trauma im Gedenken an die Opfer und die Überlebenden auseinander, weicht allerdings in entscheidenden Details von den historischen Ereignissen ab.
Sean besucht die Jefferson High School, leitet eine Theaterinszenierung, ist allseits beliebt und ist in April verliebt, kann ihr seine Liebe aber nicht gestehen. Das soll sich auf den Rat seines Mathematiklehrers Mr. Blackwell ändern. Doch an diesem Tag, der wie jeder andere Schultag beginnt, geht plötzlich der Feueralarm los, Schüsse sind zu hören. Es stellt sich später heraus, dass Seans Freund Ben der Schütze ist. In der Schule versucht sich jeder, ob Schüler oder Lehrer, vor dem Amokläufer zu verstecken. Die Polizei ist auf einen solchen Fall nicht vorbereitet, greift erst spät ein und sucht in den folgenden Tagen fieberhaft nach möglichen Mitwissern des Amoklaufs. Sean wiederum muss mit der Tatsache weiterleben, dass er April nie wiedersehen wird.

Überraschend verhalten und von melancholischer Klaviermusik begleitet nähert sich der Film dem Massaker. Auch wenn das Intro-Menü blutüberströmte Leichen zeigt, werden die Morde nur indirekt gezeigt. Stattdessen konzentriert sich die Kamera in vielen Großaufnahmen ganz auf wenige Protagonisten, zeigt ihre Ängste, aber auch Mut und Entschlossenheit. Nach 40 Minuten Film für den Tag des Amoklaufs gilt die folgende Filmstunde den Überlebenden, die mit ihren Schuldgefühlen, dem Trauma und der Trauer um den Verlust geliebter Menschen weiterleben. Ein beachtenswerter und ernst zu nehmender Film, der mitunter allzu rührselig der vielen Opfer gedenkt, die in den letzten Jahrzehnten in den USA bei Schulamokläufen ums Leben kamen, wobei die Auseinandersetzung mit möglichen Motiven der Täter und gesellschaftlichen Zusammenhängen allerdings nicht einmal ansatzweise erfolgt.

DVD-Bildformat: 1:1,78; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Booklet

Holger Twele