Amateur Teens

Ein Gruppe Züricher Jugendlicher im undurchsichtigen Dschungel von Peer Groups, Social Media, Beziehungen und Sex. Hinter allem steht die große Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe. Milena hat eine große Klappe und ist Redeführerin unter den Mädchen. Mit ihren 14 Jahren findet sie gleichaltrige Jungs langweilig. Über Dating Seiten verabredet sie sich lieber mit erwachsenen Männern. Auch ihre Freundinnen stachelt sie dazu an, endlich Sex zu haben. Der türkischstämmige Selim ist in Sabrina verliebt, aber er weiß nicht, wie er sie auf sich aufmerksam machen soll. Seine Freunde Adi, der sich erfahren gibt, und Jan drängen ihn endlich mit einem Mädchen zu schlafen. Aber Selim ist sensibel und will sich Zeit lassen, doch der Druck von seinen Freunden wächst. Lara ist neu an der Sekundarschule, und weil sie nach Aussage von Milena komisch aussieht und noch dazu ihren Intimbereich nicht rasiert, wird sie gemobbt. Jan ist zwar fasziniert von der Neuen, kann das aber vor den anderen nicht zugeben. Die Jagd nach Liebe und Sex geht für alle schief. Als die Jungs sich zu einem Fußballabend treffen und Lara dazu einladen, eskalieren die Ereignisse.

Das Schweizer Jugenddrama von Regisseur Niklaus Hilber wandelt auf dem Grad zwischen Tragödie in fünf Akten und dokumentarischer Beobachtung. Um dem Lebensgefühl heutiger Jugendlicher gerecht zu werden, recherchierte der Regisseur in einer Schulklasse und sprach mit den Schülern über ihre Erfahrungen. Gedreht wurde mit einer Gruppe Laiendarsteller. Formal entschloss sich Hilber für eine sehr nahe und beobachtende Kameraführung, um ein hohes Maß an Authentizität zu erreichen. Gleichzeitig wird die Geschichte in strenger Form in fünf Akten erzählt, unterbrochen von Weißblenden, die den Zuschauer immer wieder aus den Ereignissen katapultieren und zum Nachdenken bringen sollen. Der Film spitzt sein Thema zu, die Jugendlichen wählen Sex als einzige Form um Anerkennung zu erlangen. Sogar schlimme Erfahrungen werden dafür in Kauf genommen. So drängt sich manchmal der Verdacht auf, dass der Regisseur hier doch einen sehr eingegrenzten Blick auf die Jugend hat. Trotzdem berührt der Jugendfilm wichtige Themen. Durch die neuen Kommunikationsmöglichkeiten hat sich alles geändert, Worte, auch Taten können sich viel schneller verselbständigen. Sex ist mit einem Mausklick verfügbar. Aber wie ist das mit der Liebe? Wunsch und Wirklichkeit, Schein und Sein – die Grenzen verwischen und für die Jugendlichen, für die es nicht leicht ist, in all dem eine Orientierung zu finden. Auch der Titel spielt mit der Doppelbödigkeit, denn mit dem Schlagwort könnten auch Pornoseiten gemeint sein.

Christiane Radeke