Als ich mal gross war

Sie haben klare Vorstellungen von ihrem späteren Leben, der elfjährige Lucas und sein etwas älterer Freund Marius. Heldenhafte Feuerwehrmänner werden sie sein und um seine Sandkastenliebe Reneé für sich zu gewinnen, wird Lucas ihr im Riesenrad einen Heiratsantrag machen. Von 2014 bis 2019 begleitet die Kamera Lucas, Marius und Reneé regelmäßig in ihrem Alltag und lauscht dabei gespannt den Zukunftsvisionen des Trios – und eben auch, wie sich diese über die Jahre verändern. Der Clou an der Sache ist: In „Als ich mal groß war“ bleibt es nicht nur bei der Vorstellung! Die Schauspieler Constantin von Jascheroff, Sebastian Schwarz und Isabell Polak stellen diese nach. Sie schlüpfen also in Feuerwehrkluften, Angelmontur und Designerklamotten und agieren genauso, wie es sich ihre „jüngeren Ichs“ eben vorgestellt haben. Ein spannendes Filmexperiment, das zeigt, wie genau wir uns schon früh unser Leben in vielen Jahren ausmalen, aber auch, wie Erinnerungen verblassen, wenn wir sie ein paar Jahre später heraufbeschwören.

Beeindruckend spontan erzählen die drei Hauptpersonen ihre Pläne vor der Kamera, völlig unbefangen und glaubwürdig, niemals kommt der Eindruck auf, dass sie taktieren, gar erzählen, was Andere hören wollen. Die Bilder sind authentisch und werden behutsam von der Kamera eingefangen. Sie zeigen die drei in ihren alltäglichen Umgebungen und Lebensräumen und geben dem Betrachter Zeit, sie auf sich wirken zu lassen. Pointiert und witzig sind die eingestreuten Spielszenen gestaltet, in denen die Lebensentwürfe exakt nachgestellt werden. Diese regen sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken an. Es lohnt sich einen Blick auf diese Szenarien zu werfen, da sie uns dazu bringen, uns mit unseren eigenen Zukunftsplänen zu beschäftigen. Welche Vorstellungen hatte ich früher? Sehe ich das heute noch genauso? Oder ganz anders? Spannend!

Kristin Langer