Alles außer gewöhnlich

Länge:
110 Minuten (Blu-ray: 115 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Regie:
Olivier Nakache, Eric Toledano
Darsteller:
Vincent Cassel (Bruno), Reda Kateb (Malik), Bryan Mialoundama (Dylan), Alban Ivanov (Menahem), Benjamin Lesieur (Joseph), Marco Locatelli (Valentin), Catherine Mouchet (Docteur Rossin), Sophie Garric (Eva) u.a.
Genre:
Großstadtfilm , Jugend
Land:
Frankreich, 2019

Emily rennt und rennt, als verfolge sie jemand. Vincent schlägt sich selbst, häufig auf den Kopf, deshalb trägt er einen Spezialhelm. Joseph fährt mit der U-Bahn und zieht dort regelmäßig die Notbremse und damit Ärger auf sich. Alle drei sind Autisten, ganz unterschiedlicher Ausprägungsform, doch gemeinsam ist ihnen, dass Bruno sie in sein Sozialprojekt im Großraum Paris aufgenommen hat. Der jüdische Projektleiter setzt entgegen der Praktiken des Gesundheitswesens auf die „Behandlung“, miteinander zu leben und sich auf die Besonderheiten der Schützlinge einzustellen. Gemeinsam mit dem Muslimen Malik, der Jugendlichen aus den Vorstädten eine Berufsperspektive gibt, gelingt die aufwendige Eins-zu-eins-Betreuung. Dylan ist erst seit Kurzem im Team und kümmert sich um Vincent, der frisch aus der Klinik übernommen wurde. Da im Wohnheim kein Platz mehr frei ist, werden die beiden zunächst im Hotelzimmer einquartiert. In einem unbeobachteten Moment ist Vincent plötzlich verschwunden – eine große Suchaktion beginnt.

Was man bei einem Film, in dem autistische Menschen im Mittelpunkt stehen, keinesfalls vermutet, ist die nahe und dichte Kameraarbeit. Dank ihrer wird das Geschehen dieses Spielfilms hautnah eingefangen und zieht die Zuschauenden sofort hinein. Immer wieder wird die Perspektive der autistischen Personen eingenommen und lässt deren Situation dadurch nachvollziehbarer sowie verständlich werden. In konfliktreichen und Grenzsituationen erhöht die dichte Kameraarbeit die Spannung, beschreibt Enge, Einschränkung aber auch Gemeinschaft und Geborgenheit. Weite, offene Bilder vermitteln Ungebundenheit und Offenheit, ganz wie der Film es mit seinem Hauptthema Inklusion propagiert. Darstellerisch überzeugen die Hauptfiguren auf ganzer Linie und wecken das Interesse, ihren Geschichten und Alltagssorgen zu folgen. Wie wir aus den Extras der DVD erfahren, ist die Überzeugungskraft insbesondere dadurch gelungen, dass zwischen Profis und Laiendarstellern eine gute und intensive Beziehung über lange Zeit entstanden ist. Mit Leichtigkeit inszeniert, humorvoll und lebensnah erzählt, das gelingt auf ganzer Linie. Dass völlig unabhängig von neurologischen, religiösen oder herkunftsbedingten Unterschieden ein respektvoller Umgang miteinander gelingen kann, mag wie eine Utopie des Zusammenlebens klingen. Die realen französischen Projektvorbilder die für diesen Spielfilm Pate gestanden haben, gibt es jedoch wirklich.

DVD Extras: Interview Reda Kateb und Eric Toledano, Interview mit den wahren Vorbildern von Bruno und Malik, Interview mit Vincent Cassel und Oliver Nakache, Zusätzliche und erweiterte Szenen, Making Of

Kristin Langer

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Französisch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (15. Woche 2020).