All I Never Wanted

Länge:
88 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 12 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Annika Blendl, Leonie Stade
Darsteller:
Mareile Blendl (Mareile), Lida Freudenreich (Nina), Annika Blendl (Annika), Leonie Stade (Leonie)
Genre:
Tragikomödie
Land:
Deutschland, 2019

Annika und Leonie machen einen Dokumentarfilm über zwei Frauen, die in unterschiedlichen Bereichen der Medienbranche arbeiten: Die 17-jährige Nina geht nach Mailand, um ihre Modelkarriere aufzubauen – kurz vor ihrem Abi. Doch der Start in Italien ist für Nina alles andere als einfach. Ihre Agentur stellt ihr gnadenlos Kosten in Rechnung und ihre WG-Mitbewohnerinnen angeln erfolgreich Jobs, während Nina bei keinem Casting überzeugen kann. Der Druck lässt Nina zweifeln, ob sie gut genug ist.
Mareile ist Anfang 40 und wird in ihrer langjährigen Rolle als TV-Kommissarin durch eine Jüngere ersetzt. Sie fängt in einer Theaterproduktion in der Provinz neu an. Dass ausgerechnet sie die Hauptrolle in Schillers „Jungfrau von Orleans“ und somit eine sehr junge Frau spielen soll, sorgt dort für Kritik. Offenbar wurde Mareile vom Intendanten besetzt, der sich davon Publicity erhofft. Regie und Ensemble sind dagegen wenig begeistert. Doch vor allem erweist der Regisseur sich als zunehmend emotional wie körperlich grenzüberschreitend. Und auch Annika und Leonie müssen feststellen, dass der Produzent, den sie zur Finanzierung ihres Films finden konnten, immer fordernder wird.

Die Filmemacherinnen Annika Blendl und Leonie Stade kennen selbst die Arbeit als Schauspielerin und Model. So wissen sie genau, wovon sie in ihrem Spielfilmdebüt erzählen. Die Grenzen zwischen Fiktion und Realem werden in „All I Never Wanted“ dabei immer wieder verwischt. Die Protagonistinnen heißen fast alle wie ihre Darstellerinnen. Sehr dokumentarisch wirkende Elemente wie Modelcastings mischen sich unter die klar als inszeniert erkennbare Handlung. Diese ist satirisch zugespitzt. Solche stark überhöhten Momente – zum Beispiel als Nina aus Geldnot für ihre Nachbarin den Job, eine Domina, macht – stechen vereinzelt aus der sonst realistisch erscheinenden Handlung heraus. So ist der Gesamteindruck des Films etwas unausgewogen. Soll man mit ironischem Kopfschütteln auf die Erlebnisse der Protagonistinnen gucken oder mit ihnen mitfühlen? Die guten Darstellerinnen verstehen jedoch immer wieder zu berühren. Zum Beispiel wenn Nina jede Form von Nacktheit vor der Kamera zu Beginn klar ausschließt und einige Zeit später, ohne mit der Wimper zu zucken, bei einer Begutachtung durch eine Gruppe männlicher Caster doch den Oberkörper frei macht. Oder wenn Mareile den Wunsch des Regisseurs, ihre Brüste zu zeigen, ablehnt und sich dann einen Termin beim plastischen Chirurgen geben lässt, um körperliche Optimierungsmöglichkeiten zu besprechen.

Dank Bewegungen wie #metoo und Gesetzen, die Untergewicht bei Models verbieten, gibt es für die Themen, die der Film verhandelt, mittlerweile in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein. „All I Never Wanted“ fügt diesen Diskussionen mit seinen einfach gehaltenen episodischen Geschichten nicht unbedingt Neues hinzu. Dennoch ist eindrücklich zu sehen, was es konkret bedeutet, wenn weibliche Körper zu einer Ware werden, Männer Macht ausnutzen und Frauen sich diesem Druck schwer entziehen können.

Kirsten Loose

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (11. Woche 2021).