Agnes
Als der Sachbuchautor Walter in einer Bibliothek der Physikstudentin Agnes begegnet, ist er umgehend fasziniert von ihrem linkischen und ebenso geheimnisvollen Auftreten. Schon nach wenigen Treffen entwickelt sich zwischen den beiden eine leidenschaftliche Romanze, die durch einen pikanten Vorschlag der jungen Frau eine besondere Note erhält. Da Walter ihr erzählt hat, dass er seit langem einen Roman verfassen möchte, spornt sie ihn an, ihre gemeinsame Liebe als Geschichte niederzuschreiben. Während sie nur wenig später über die ersten Entwürfe diskutieren, nimmt das Spiel mit Wahrheit und Fiktion schnell unkontrollierbare Züge an.
Nach den Kinder- und Familien-Filmen „Blöde Mütze!“ und „Wintertochter“ wendet sich Regisseur und Drehbuchautor Johannes Schmid in seinem dritten Kino-Werk einem komplexen, weniger kindertauglichen Stoff zu. Basierend auf Peter Stamms gleichnamigem Roman befasst sich „Agnes“ mit Wunschvorstellungen, dem Verschwimmen von Realität und Fantasie und der Flüchtigkeit des Glücks, die in der Beziehung der Protagonisten genauer erforscht wird. Bereits der Einstieg, der die Titelheldin beim Entkleiden in einer Schneelandschaft zeigt, erzeugt eine eigenwillige, mysteriöse Stimmung, die den Zuschauer auf das kommende Verwirrspiel vorbereitet. Welche Ereignisse Teil des im Film entstehenden Buches sind und welche Geschehnisse tatsächlich aus dem Alltag des Paares stammen, lässt sich in vielen Fällen nicht einfach sagen, was das Liebesdrama durchaus zu einer echten Herausforderung macht. Schmids konzentrierte Inszenierung und das eindringlich-feinfühlige Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller sorgen allerdings dafür, dass die doppelbödige Handlung nur selten übertrieben verkopft erscheint. Obwohl Agnes und Walter immer wieder existenzielle Fragen erörtern, wird nicht nur der Intellekt gefordert. Auch handfeste Emotionen brechen sich – etwa in den angenehm natürlich wirkenden Sex-Szenen – häufig Bahn und erden die Erzählung in entscheidendem Maße. Eine besondere Erwähnung verdient der Auftritt von Odine Johne, die mit einer undurchschaubar-entrückten Performance jederzeit zu fesseln weiß. Sicher nicht zu Unrecht wurde sie für ihre Leistung beim Filmfestival Max Ophüls Preis Anfang 2016 als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet.
Christopher Diekhaus
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
DVD-Bildformat: 1:1,85/16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch DD 5.1
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