Adoration

Länge:
98 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Regie:
Fabrice Du Welz
Darsteller:
Thomas Gioara (Paul), Fantine Harduin (Gloria), Anaël Snoek (Simone), Benoît Poelvoorde (Hinkel) u. a.
Genre:
Jugend , Love Story , Drama , Road-Movie , Abenteuer
Land:
Belgien, Frankreich, 2019

Einfach abgehauen! Lange stapfen sie durch Wälder, kehren immer wieder zu einem idyllischen Fluss zurück. Nur selten treffen Gloria und Paul auf fremde Menschen. Und wenn doch, steuert Gloria den total verknallten Paul zielsicher ins Chaos. Mal legt sie Feuer, mal verursacht sie einen Autounfall. Über weite Strecken kommt Fabrice du Welz' „Adoration“ daher wie ein Zwei-Personen-Road Movie daher. An Romantik mangelt es deshalb nicht.


Worum es in „Adoration“ geht:


Der 12-jährige Paul hat sich zum ersten Mal Hals über Kopf verliebt, und zwar ausgerechnet in Gloria, ein Mädchen mit paranoider Schizophrenie. Die 15-Jährige ist als neue Patientin in der privaten psychiatrischen Klinik in den Ardennen eingetroffen, in der seine alleinziehende Mutter Simone arbeitet. Während der schüchterne Paul von seinen romantischen Gefühlen für das temperamentvolle Mädchen überwältigt wird, wechseln bei Gloria sehr schnell die Gemütszustände. Sie fühlt sich zwar geschmeichelt durch seine Bewunderung, wird jedoch immer wieder von psychotischen Schüben geplagt. Obwohl Simone und eine Klinikärztin Paul warnen, dass Gloria eine Gefahr für andere Menschen darstellt, befreit er sie aus der Klinik und flieht mit ihr. Paul erkennt zwar die Gefahren ihrer aggressiven Anfälle, hält aber an der zerstörerischen Romanze fest.


Was dieses Drama besonders macht:


In „Adoration“ erzähl Regisseur Fabrice du Welz von zwei jungen Außenseiter*innen im seelischen Ausnahmezustand. Paul und Glorias abenteuerlich-verrückter Trip ins Ungewisse ist atmosphärisch dicht inszeniert und manchmal geschmückt mit Szenen, die – von Glorias absurden Verschwörungstheorien getrieben – ins Surreale ausgreifen. Etwa wenn sie von Paul fordert, eine Henne zu töten, von der sie glaubt, dass ihr böser Onkel diese geschickt habe, um sie umzubringen. Diese krankhafte Unberechenbarkeit macht Gloria nicht gerade zur Identifikationsfigur, während Paul als personifizierte Unschuld schnell die Sympathien der Zuschauenden gewinnt. Auch wenn es um das Erleben der großen, absoluten Liebe geht, sind beide unausgewogen engagiert: Während Paul wie ein Blinder in die Romanze hineinstolpert, manipuliert Gloria ihn nach Belieben.

Dass die hochromantische Kombination aus Coming-of-Age-Drama und Amour fou hier so gut funktioniert, liegt vor allem auch an der herausragenden Leistung von Thomas Gioria und Fantine Harduin, die beide zum Zeitpunkt des Drehs noch unter 18 waren, jedoch reichlich Filmerfahrung mitbrachten. Bei der Verleihung des frankophonen belgischen Filmpreises Magritte du Cinéma 2022 wurde Harduin dafür sogar als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet. Die Kamera bleibt oft nah an den beiden Hauptfiguren dran, lädt aber auch zu düsteren Bildern einsamer Wälder und Flüsse ein. Bemerkenswert ist, wie stilsicher die Schauplätze und Situationen wirkungsvoll, aber unaufdringlich musikalisch untermalt werden.

Reinhard Kleber

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Französisch

Untertitel: Deutsch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (24. Woche 2023).