Abgefahren – Mit Vollgas in die Liebe

Die 20-jährige Mia aus München träumt davon, wie Jutta Kleinschmidt als jüngste Fahrerin bei der Rallye Paris / Dakar dabei zu sein. Fachgerecht hat sie mit Hilfe einer ebenfalls PS-versessenen Fahrlehrerin und deren im schlechten Umgangston und guten Fahrkünsten ebenbürtigen Freundinnen bereits den alten VW-Käfer ihrer Mutter zu einem heißen Rennschlitten umgebaut. Überzeugt davon, dass eine Frau es besser kann, scheint sie eher an der lesbischen Fahrlehrerin als an Männern Interesse zu finden. Das ändert sich, als sie Cosmo kennen lernt, einen draufgängerischen Typ mit großem Sportwagen und coolen Sprüchen. Auf dem heißen Asphalt treten die beiden bei illegalen Autorennen gegeneinander an, ohne sich zunächst ihre gegenseitige Zuneigung eingestehen zu können.

Hollywood hat es mit erfolgreichen Raserfilmen wie „The Fast and the Furious“ vorgemacht und die deutschen Filmproduzenten wollten da offenbar nicht nachstehen. München ist zwar unbestreitbar nicht Los Angeles, aber heiße Öfen und supercoole Fahrer / Fahrerinnen sollte es doch auch in Deutschland geben! Auch wenn Schwabing für illegale Autorennen kaum in Frage kommt, gibt es offensichtlich in der Umgebung aufgelassene Bergwerke und Flughäfen, auf denen man die Reifen qualmen lassen kann. Die Zielgruppe der überwiegend jungen, autobegeisterten Männer wird natürlich auch in diesem deutschen Raserfilm angesprochen. Auch hier geht es um Sex-Appeal (insbesondere die adrett agierende, sympathisch wirkende Hauptdarstellerin Felicitas Woll), Machotum und Möchtegern-Schumis, zeitgemäß auch um den Kampf der Geschlechter am Beispiel der ehemaligen Männerdomäne des Motorsports. Freilich geht es hier etwas züchtiger und verantwortungsbewusster zu. Die Geschichte insgesamt wie die Autorennen im Speziellen sind dramaturgisch recht einfach gestaltet, die Stunts weniger waghalsig. Die Vorliebe der Amerikaner, bei solchen Gelegenheiten möglichst viel Autoschrott zu produzieren, mochte man angesichts beschränkten Produktionsetats wohl nicht teilen.
Zum zwiespältigen Ausgleich dafür mündet das waghalsige Spiel mit eingeschlafenen Bleifüßen schnell in eine konventionelle, romantische Hetero-Liebesgeschichte mit vorhersehbarem Happy End, bei der die Filmemacher einem möglich erscheinenden Zusammenhalt unter Frauen erschreckt die rote Karte zeigen.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1, dts
Sprache: Deutsch

Holger Twele