A Quiet Place

„A Quiet Place“ beginnt mit bedrohlich wummernden Klängen und einer kryptischen Texteinblendung, die sofort das Interesse des Zuschauers weckt. Am 89. Tag einer nicht näher erläuterten Monsterinvasion auf der Erde scheint das Leben, wie wir es kennen, nicht mehr zu existieren. Bilder einer verlassenen, heruntergekommenen Kleinstadtstraße beschwören eine bedrückende Endzeitstimmung. Und das auffällige Verhalten der Protagonisten lässt erahnen, dass die Gefahr stets in Reichweite ist. Evelyn, ihr Ehemann Lee und ihre Kinder Regan, Marcus und Beau decken sich in einem Supermarkt mit Vorräten ein, schleichen mit äußerster Vorsicht durch die Gänge und kommunizieren ausschließlich in Gebärdensprache. Nicht nur aus Rücksicht auf die gehörlose Regan, sondern auch, weil jeder noch so kleine Mucks den Tod bedeuten kann – wie am Ende des packenden, emotional mitreißenden Prologs schmerzhaft deutlich wird. Nach einem Zeitsprung taucht der Film noch tiefer in das beschwerliche Dasein der Familie Abbott ein, die auf einem einsamen Gehöft in absoluter Stille zu überleben versucht, während überall die blinden Alien-Kreaturen mit ihrem übernatürlich ausgeprägten Hörvermögen lauern. Dass Evelyn in Kürze ein Baby erwartet, macht die ohnehin angespannte Lage nicht gerade einfacher.

Nachdem bereits im Januar 2018 mit „It Comes at Night“ ein minimalistischer, aber durchgehend fesselnder Thriller die hiesigen Leinwände erreichte, steht mit John Krasinskis „A Quiet Place“ ein weiterer gelungener postapokalyptischer Schocker vor der Tür. Anders als man es aus dem heute oft lärmenden Horrorkino gewöhnt ist, setzt der Regisseur, der auch die Rolle des Vaters übernommen hat, auf ein spannendes Wechselspiel zwischen vollständiger Ruhe und plötzlich hervorbrechenden Geräuschen. Bis auf ein paar dahingeflüsterte Sätze wird nichts gesprochen, weshalb sich die Aufmerksamkeit des Zuschauers noch mehr auf das Gezeigte konzentriert. Ebenso wie die in permanenter Angst lebenden Abbotts rechnet man ständig mit dem Schlimmsten und schafft es nur selten, seine Nerven zu beruhigen. Da Krasinski seine Figuren, ihre Sorgen und Frustrationen ernstnimmt und die Darsteller spürbar über dem Genredurchschnitt agieren, fiebert man bis zum Finale kräftig mit. Auf den letzten Metern hätte sich der Film einige pathetische Gesten schenken können. Und etwas schade ist es rückblickend, dass die faszinierende Figur der gehörlosen Regan – auch Schauspielerin Millicent Simmonds ist taub – nicht noch mehr Entfaltungsraum bekommen hat. Diese Schönheitsfehler schmälern die beklemmende, spannungsgeladene Atmosphäre aber ebenso wenig wie die Tatsache, dass Krasinski gelegentlich auf konventionelle, wenig subtile Schockeffekte zurückgreift. Ein Lob verdient sich der clever konstruierte und wirkungsvoll inszenierte Endzeitthriller nicht zuletzt für das gelungene Design der Monster, die man schon weit vor dem Ende zu Gesicht bekommt.

DVD Extras: Behind the Scenes

Blu-ray Extras: Behind the Scenes

Christopher Diekhaus