Tomb Raider

Auch sieben Jahre nach dem spurlosen Verschwinden ihres Vaters Richard weigert sich die inzwischen erwachsen gewordene Lara Croft, die Kontrolle über dessen Firmenimperium zu übernehmen und damit ihr Erbe anzutreten. Statt im herrschaftlichen Familiensitz zu residieren, führt die unter chronischem Geldmangel leidende Fahrradkurierin ein bescheidenes Leben im Londoner Osten und drückt sich immer wieder um die Frage, was sie mit ihrer Zukunft anfangen will. Als sich die junge Frau eines Tages doch dazu überreden lässt, ihren Vater offiziell für tot zu erklären, erhält sie ein Artefakt mit einem Schlüssel und einer versteckten Botschaft. Lara gelingt es im Handumdrehen, das Rätsel zu lösen, und steht plötzlich im geheimen Arbeitszimmer ihres Vaters, in dem sie Hinweise auf seinen letzten Aufenthaltsort entdeckt. Offenbar suchte der leidenschaftliche Abenteurer verzweifelt nach der sagenumwobenen Insel Yamatai, auf der sich das Grabmal der mächtigen Königin Himiko befinden soll. Ein weiteres Indiz führt Lara nur wenig später nach Hongkong, wo sie dem abgewrackten Schiffskapitän Lu Ren begegnet. Ihn kann sie schließlich dazu bewegen, sie auf das Eiland zu bringen, das vor der Küste Japans im gefürchteten Teufelsmeer liegt.

2003 war die Actionheldin Lara Croft letztmals auf der großen Leinwand zu sehen – damals dargestellt von Angelina Jolie. Mit „Tomb Raider“ schiebt der Norweger Roar Uthaug (The Wave – Die Todeswelle, Escape – Vermächtnis der Wikinger, „Cold Prey – Eiskalter Tod“) nun eine Auffrischung an, die eine neue Ursprungsgeschichte erzählt und auf dem 2013 erfolgten Reboot der beliebten Computerspielreihe basiert. Ins Auge sticht dabei, dass die Protagonistin dieses Mal deutlich weniger wie eine plumpe Männerfantasie daherkommt. Anstelle der knappen Shorts und der hautengen Oberteile, die Angelina Jolie in ihren beiden Lara-Croft-Filmen zur Schau tragen musste, darf sich Alicia Vikander in bequeme Alltagskleidung schmeißen und wirkt dadurch gleich ein ganzes Stück natürlicher. Überhaupt macht die athletische Schwedin, die 2016 für ihre Rolle in The Danish Girl mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, eine überzeugende Figur und lässt die Wandlung Laras von einer etwas orientierungslos durchs Leben driftenden Kurierin zu einer rennenden, springenden und kämpfenden Abenteurerin halbwegs glaubhaft erscheinen.

Ähnlich wie im Fall der Jolie-Werke besticht die Handlung von „Tomb Raider“ keineswegs durch große Originalität oder sonderlich berührende Zwischentöne. Auch wenn Laras Verhältnis zu ihrem Vater und ihre Trauer über sein spurloses Verschwinden immer mal wieder in den Blick geraten, vertraut der Action-Blockbuster auf emotionaler Ebene dem Prinzip „Malen nach Zahlen“. Etwas behauptet fühlt sich die mehrfach angesprochene Cleverness der jungen Draufgängerin an, die es leider nur mit überschaubar raffinierten Rätseln zu tun bekommt. Wenig erinnerungswürdig ist darüber hinaus der von Walton Goggins gespielte Bösewicht, dem es an einer bedrohlichen Ausstrahlung und einer markanten Charakterzeichnung mangelt. Trotz der eher schlichten Geschichte, die keine fulminanten Überraschungen bereithält, fällt die temporeiche Grabsuche recht kurzweilig aus und dürfte all jene zufriedenstellen, die sich im Kino einfach mal zurücklehnen wollen.

DVD Extras: Featurette

Blu-ray Extras: Featurettes

Christopher Diekhaus