Monsieur Chocolat

Frankreich, Ende des 19. Jahrhunderts. Der schwarze Rafael Padilla, ein ehemaliger Sklave der französischen Kolonien, lebt nach seiner Flucht aus Spanien bei einem französischen Provinzzirkus. Als „Kananga, der Kannibale“ erschreckt er allabendlich das Publikum, bis ihm der einst in Paris bekannte Clown Georges Footit, der ebenfalls bei dem Provinzzirkus gestrandet ist, zu seinem Partner macht. Padilla wird Footits „dummer August“ und gemeinsam avancieren „Footit & Chocolat“ zur großen Attraktion des Zirkus. Das bleibt nicht verborgen und schon bald werden sie nach Paris geholt, wo sie in kürzester Zeit Furore machen. Aber Padilla spielt und greift zu Drogen, er hat Neider und bleibt auch in der Welt der Performance-Künstler Außenseiter. Als er wegen der fehlenden Papiere im Gefängnis landet, wo er aufs Übelste misshandelt wird, wird ihm bewusst, dass er keineswegs „dazugehört“. Er beschließt, sich von Footit und seiner Rolle zu trennen, die er zunehmend als demütigend erlebt.

Rafael Padilla und Georges Footit waren die ersten Komiker, die als Duo berühmt wurden. Als erster schwarzer Star der Manege war Padilla zudem ein exotisches Mitglied der französischen Bohème der Jahrhundertwende. Charmant und witzig war er beliebt bei den Frauen, amüsierte die Gesellschaft in Clubs und Bars, verspielte sein Geld und nahm Opium. Doch nichts konnte darüber hinwegtäuschen, dass er den Franzosen gegenüber ein Außenseiter blieb und in ihrer Mitte nur so lange aufgenommen wurde, wie er im Rampenlicht stand. Und so gehört zu einem Film über ihn natürlich auch die Frage nach rassistischen Bezügen im Land der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Regisseur Roschdy Zem meistert den biografischen Spagat seiner außergewöhnlichen Hauptfigur mit großem Geschick. Sein Augenmerk liegt auf der Figur, für die er sich sehr viel Zeit nimmt. Die gesellschaftliche Situation, in der Padilla lebt, bringt er dagegen in wenigen pointierten Szenen zum Ausdruck. Denn es geht in seiner näheren Umgebung nicht um die Hautfarbe, es geht um seine Identität. Padilla hat kaum eine Chance, herauszufinden, wer er ist und das mag ein wesentlicher Grund dafür sein, sich zu betäuben. Zem arbeitet Padillas Zweifel und das punktuelle emotionale Glücksgefühl großartig heraus und verknüpft eine wahrhaftige Geschichte, die mehr als 100 Jahre alt ist, dadurch ohne großen Aufwand mit der heutigen Situation kultureller Identitätskrisen. Natürlich ist dies vor allem auch der herausragenden Leistung von Omar Sy zu verdanken, der den Film gemeinsam mit James Thiérrée auch über ein paar Längen trägt. Bleibt noch, ein Lob für die Sorgfalt und die Fantasie auszusprechen, mit der Ausstattung, Kostüme und Sound-Design die Atmosphäre schaffen, in der die Darsteller ihren Rhythmus finden.

Blu-ray-Bildformat:1:1,85/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Französisch dts HD 5.1 MA
Untertitel: Deutsch

DVD Extras: Behind the Scenes, Trailer

Blu-ray Extras: Behind the Scenes, Trailer

Rotraut Greune