Das Zimmermädchen Lynn

Film: Das Zimmermädchen Lynn
Länge:
87 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Ingo Haeb
Darsteller:
Vicky Krieps (Lynn), Steffen Münster (Lynns Chef), Christine Schorn (Lynns Mutter), Lena Lauzemis (Chiara) u. a.
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, 2014

Lynn ist einer jener unscheinbaren Menschen, die wir in der Regel kaum registrieren und die wir oft schon vergessen haben, sobald sie aus unserem Blickfeld verschwunden sind. Sie ist Zimmermädchen in einem Hotel, arbeitet viel und macht unbezahlte Überstunden. Freunde hat sie nicht. Einen Partner auch nicht, nur eine Affäre – mit ihrem Chef. Aber die ist nun beendet. Eigentlich. Lynn ist sehr still und wirkt etwas seltsam. Sie war in der Klapse, so sagt man sich. Das stimmt. Doch sie ist gewissenhaft, lebt ihr Leben, ohne andere zu stören oder unangenehm aufzufallen. Nur wenn sie die Hotelzimmer saubermacht, dann ist sie neugierig, schaut in die Habseligkeiten der Gäste und probiert hier und da mal ein Kleidungsstück an. Manchmal legt sie sich auch unters Bett und verfolgt von dort aus, was in den Zimmern so passiert. Einmal belauscht sie auf diese Weise sogar den Besuch einer Domina. Das interessiert sie. Lynn ruft die Frau an und bestellt sie zu sich. Nur aus Neugier, sie will mehr wissen. Doch dann ist da etwas, was Einfluss auf sie hat – Gefühle? Und auf einmal ist in Lynn alles anders als zuvor.

Es ist eine spannende Figur, die Regisseur Ingo Haeb in „Das Zimmermädchen Lynn“ nach der Romanvorlage von Markus Orth zeichnet. Ein wenig bedrückend und faszinierend zugleich, wie sorgfältig Lynn die Zimmer säubert, selbst die kleinsten und unscheinbarsten Winkel noch penibel mit einer Zahnbürste reinigt. Und wie sie allein zu Hause sitzt und fast schon mechanisch ihr Essen einnimmt. Ein bisschen traurig auch, weil sie dabei sehr einsam wirkt. Mit Sexualität geht sie eher nüchtern um – zwar fragt sie manchmal danach, wie es war, doch bloß aus Neugier, nicht weil es gefühlstechnisch für sie irgendwie von Bedeutung wäre. Diese Neugier ist es auch, die sie dazu bringt, die Zimmer zu untersuchen und von unter dem Bett aus zu beobachten. Lynn ist wie ein Zuschauer in unserer Welt, jemand, der wissen will, wie die Menschen funktionieren. Hauptdarstellerin Vicky Krieps (Die Vermessung der Welt) spielt diese Rolle äußerst überzeugend, zeigt diesen einzigartigen Charakter konsequent und immer nur mit einem Hauch von Emotion. Das ständig gerunzelte Gesicht glättet sich erst, als etwas aufbricht in Lynn und ab und an sogar ein richtiges Lächeln erscheint. Dann ist es tatsächlich so, als stände da plötzlich ein anderer Mensch. Endlich jemand, der dazugehört. „Das Zimmermädchen Lynn“ ist beileibe kein leichter Filmgenuss – aber ein lohnenswerter.

DVD Extras: Making Of, Trailer (deutsch + englisch)

Marius Hanke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

DVD-Bildformat: 2.35:1 (16:9 anamorp

Ton: Dolby Digital 5.1

Sprachen: Deutsch DD 5.1

Untertitel: Deutsch

Anbieter

Kauf-DVDMovienet

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (46. Woche 2015).