Mauern der Gewalt

Als der 19-jährige Eric in den Erwachsenenknast kommt, legt er sich erstmal mit allen und jedem an. Er hat seine Aggressionen nicht unter Kontrolle und sorgt mit waghalsigen Kämpfen für Trubel im Zellenblock, wo eigentlich alles in geregelten Bahnen verläuft. Dass er sich damit gefährliche Feinde macht, scheint Eric überhaupt nicht zu interessieren. Und vermutlich wäre die Lage schon längst eskaliert, würde nicht sein Vater Nev – eine größere Nummer unter den Gefangenen – seine schützende Hand über den Jungen halten. Doch das macht es nicht leichter für Eric. Nev war nie für ihn da und auch jetzt brodelt der Vater-Sohn-Konflikt bedrohlich unter der Oberfläche. Immerhin ist da noch der Therapeut Oliver, der sich für Eric einsetzt und der ihm helfen will, seine Wut unter Kontrolle zu bringen. Doch steht das Vorhaben unter scharfer Beobachtung, denn auch unter den Wärtern wird der Junge als Störenfried wahrgenommen, den es zu bändigen gilt – wenn nötig mit Gewalt.

Es ist schon beeindruckend, wie „Mauern der Gewalt“ mit verhältnismäßig wenig Mitteln unmittelbar in den Bann ziehen kann. Das liegt zum Großteil an der beeindruckenden Leistung der Schauspieler – allen voran natürlich Hauptdarsteller Jack O’Connell, der vom ersten Augenblick an eine fesselnde und gleichzeitig gefährliche Energie ausstrahlt –, aber auch weil sich der Film durch eine besondere Liebe zu ausdrucksstarken Details auszeichnet. So zeigt Regisseur David Mackenzie (Perfect Sense, Toy Boy) eindrucksvoll, wie man bereits mit kleinen Gesten Charaktere herausarbeiten kann. Das funktioniert schon am Anfang super, als Eric sich in seiner Zelle als Erstes mithilfe von Feuerzeug, Zahnbürste und Rasierklinge eine Waffe baut und sie sorgsam versteckt. Oder später, wenn er sich mit Babyöl für einen Kampf mit den Wärtern rüstet. Man merkt schnell und ohne viel Gerede: Der Junge ist schlau. Doch die Umstände haben aus ihm ein explosives Bündel aus unterdrückten Emotionen gemacht. Im Großen und Ganzen zeigt Mackenzie mit „Mauern der Gewalt“, was passiert, wenn man einen Vater-Sohn-Konflikt, falschen Stolz, Machtdrang, Gewaltbereitschaft, eine kleine Portion Freundschaft und einen Hauch von Gutmenschentum in eine riesige Männer-WG steckt. Was dabei herauskommt, geht auf jeden Fall unter die Haut. Ein großartiger Film.

Blu-ray-Bildformat:1:1,85/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Englisch dts HD 5.1 MA
Untertitel: Deutsch

DVD Extras: Interviews, B-Roll, Trailer

Blu-ray Extras: Interviews, B-Roll, Trailer

Marius Hanke