Banklady

Gisela Werler ist schon über 30, aber bislang hat sich noch kaum jemand für die schüchterne und unscheinbare junge Frau interessiert, die in den frühen 60er-Jahren in einer Hamburger Tapetenfabrik als Packerin arbeitet. Ihre engstirnigen Eltern zuhause machen ihr obendrein das Leben schwer. Es bleibt ihr nur der Traum von Freiheit und von einer Reise nach Capri, bis sie über ihren Arbeitskollegen Uwe den Charmeur Hermann Wittorff kennen lernt und sich in ihn verliebt. Dieser will zunächst nichts von ihr wissen. Als sie jedoch entdeckt, dass Hermann und Uwe einen Bankraub planen, sieht sie ihre Chance und beginnt ein Doppelleben. Gemeinsam mit Hermann überfällt sie mit Perücke und Sonnenbrille und einer Waffe in der Hand eine Bank nach der anderen. Die Medien stilisieren sie schnell zur mondänen Banklady hoch, die Polizei tappt mit völlig veralteten Ermittlungsmethoden im Dunkeln. In dem jungen Ermittler Fischer hat das Gaunerpaar, das sich bald auch persönlich näher kommt, jedoch einen Gegenspieler, der geradezu besessen von der Idee ist, die Banklady endlich überführen zu können.

Christian Alvart weckt mit seinem Film Assoziationen an das amerikanische Gangsterduo Bonnie und Clyde, aber es ist eine rein deutsche Geschichte, die der „Banklady“ Gisela Werler. Aus Liebe wurde sie zur ersten Bankräuberin Deutschlands. Sie raubte zwischen 1965 und 1967 mit ihrem Geliebten und zum Teil mit weiteren Komplizen 19 Banken in Norddeutschland aus und erbeutete insgesamt etwa 400.000 Mark. Nach ihrer Festnahme heiratete sie noch im Gefängnis ihren Geliebten. Beide blieben nach ihrer Freilassung ein Leben lang zusammen. Diese außergewöhnliche Liebe einer im Grunde chancenlosen jungen Frau, der es gelingt, sich aus dem moralinsauren Großstadtmief der spießbürgerlichen Gesellschaft jener Zeit zu befreien, ist das eigentlich Spannende am Film. Dagegen verblasst die Kriminalstory über den besessenen Ermittler Fischer, der obendrein nur eine fiktive Figur ist. Mit Nadeshda Brennicke und Charly Hübner in den Hauptrollen nahezu perfekt besetzt, überzeugt der Film auch in formaler Hinsicht. Ausstattung, Kostüm und Farbdramaturgie beschwören die Atmosphäre jener Zeit bis ins Detail, während Kamera und Montage vor allem in den Actionszenen sehr zeitgemäß sind. Das unterstreicht, dass diesem individuellen Ausbruch aus einem inneren Gefängnis auch etwas Zeitloses anhaftet.

Blu-ray-Bildformat:1:2,40/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte

DVD Extras: Making of, Interviews, Trailer

Blu-ray Extras: Making of, Interviews, Trailer

Holger Twele