Ganz nah bei dir

Phillip ist etwa 30, lebt allein und beneidet seine Schildkröte Paul um ihren Panzer. Seine Tage verbringt er im Keller einer Bank bei der Arbeit, seine Abende an der Bar einer Kleinkunstbühne. Dort treten Amateure auf, zu denen er gern gehören würde. Als Phillip eines Tages von seinen Gewohnheiten abweicht, stolpert die blinde Cellistin Lina in sein Leben. Glücklicherweise, denn noch am gleichen Abend hat er plötzlich keine Bleibe mehr. Seine Wohnung wurde komplett ausgeräumt und auch Schildkröte Paul ist nicht mehr aufzufinden. In seiner Not wendet er sich an die neue Bekanntschaft und verbringt die Nacht auf Linas Wohnzimmercouch. Die neu gewonnene Freundschaft ist für den leicht zwanghaften Pedanten zwar ungewohnt, fühlt sich aber gut an. Deshalb bleibt Phillip am Ball und bemüht sich um Lina, deren spontane, forsche Art es ihm angetan hat. Doch ihm fehlt die Übung im Umgang mit Menschen und so tappt Phillip immer wieder in selbst gestellte Fettnäpfchen hinein. Trotzdem bleibt er am Ball, koste es, was es wolle, denn Phillip ahnt, dass sein Leben sich ändern muss.

„Ganz nah bei dir“ ist ein Film über große Veränderungen, die im alltäglichen Kleinen beginnen. Almut Getto, die 2002 mit „Fickende Fische“ bereits sehr viel Gespür für die Darstellung vorsichtiger Liebesgefühle bewies, hat mit Phillip einen Charakter geschaffen, der durch eine Störung im täglichen Ablauf über sich und sein psychisches Handicap hinauswächst. Es macht große Freude, Bastian Trost bei der Entwicklung dieser Figur mit ihren neuen, kleinen, ungläubig erlebten Glücksmomenten und der Entdeckung neuer Möglichkeiten zuzusehen. Katharina Schüttler trägt als Lina zum Sehvergnügen ebenfalls sehr viel bei. Der Film wurde 2009 unter anderem mit dem Publikumspreis des Max Ophüls Filmfestivals ausgezeichnet und erhielt weitere Preise, darunter in Shanghai.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Digital 2.0
Sprache: Deutsch
DVD-Extras: Alternatives Ende, Trailer

Rotraut Greune