Whisky mit Wodka

In einer klassischen Dreiecksgeschichte aus den 1920er-Jahren soll der bekannte Schauspieler Otto Kullberg die Hauptrolle eines älteren Liebhabers übernehmen. Frauenschwarm Kullberg gilt als Idealbesetzung für diese Rolle, zumal er auch von den Männern bewundert und akzeptiert wird. Mit zunehmendem Alter allerdings droht, dass ihm seine Trinkfestigkeit zum Verhängnis wird. Durch ständigen Alkoholkonsum ist er unzuverlässig und vergesslich geworden, seinen geistigen und moralischen Niedergang vertuscht er mit penetranten Starallüren. Martin, der Regisseur des Films, soll daher auf Anordnung des um sein Geld besorgten Produzenten zur Sicherheit alle Szenen zweimal drehen. Er besetzt den männlichen Part zusätzlich mit einem ehrgeizigen jüngeren Schauspieler, der im fertigen Film nur dann zu sehen sein wird, falls Kullberg ausfallen sollte. Für weitere Verwicklungen beim Drehen sorgt der Umstand, dass die Hauptdarstellerin einst Kullbergs Geliebte war und nun mit dem Regisseur verheiratet ist.

Wie immer stehen auch in Dresens neuem Film nach einem Drehbuch von Wolfgang Kohlhaase zwischenmenschliche Beziehungen und Konflikte im Mittelpunkt, die sich durch Sensibilität und präzise Beobachtungsgabe auszeichnen. Ist das Verhältnis von Wahrheit und Lüge in der Realität schon kompliziert genug, kann es beim Filmemachen, also wenn es um gespielte Rollen, Eifersucht und Intrigen, Selbstprofilierung und vor allem um viel Geld geht, zum unlösbaren Problem werden. So wie man Whisky der Nebenwirkungen wegen nicht mit Wodka mischen sollte, gerät Kullbergs Leben durch die Missachtung dieser Regel beruflich und privat vollends außer Kontrolle. Eine zusätzliche Dimension gewinnt der Film, weil er auch Assoziationen zum traurigen Schicksal des alkoholkranken Schauspielers und Entertainers Harald Juhnke weckt. Humorvolle Szenen über das Filmemachen und den Unterschied zwischen Realität und Film, etwa wenn Kullberg vergeblich versucht, eine nicht für diesen Zweck präparierte Flasche auf einem Tisch zu zerschlagen, sorgen für Unterhaltung. Allerdings erreicht die Tragikomödie nicht ganz die atmosphärische Dichte von Dresens früheren Werken.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
DVD-Extras: Audiokommentar, Hörfilmfassung für Sehbehinderte

Holger Twele