The Fall

Zwei Stürze bringen Roy, einen frühen Film-Stuntman des 20. Jahrhunderts, ins Krankenhaus. Dort trifft er mit dem rumänischen Mädchen Alexandria zusammen. Während Roy nach seinem letzten Unfall mit gebrochenen Beinen ans Bett gefesselt ist und vermutlich nie wieder gehen kann, hat Alexandria mit einem bandagierten Arm zu kämpfen. Als Roy merkt, wie sehr er das Mädchen mit seiner fantasievollen Abenteuergeschichte über die Rache von sechs Helden an dem Schurken Odious in den Bann ziehen kann, nutzt er dies aus, indem er Alexandria dazu bringt, ihm Morphiumtabletten aus dem Medizinlager zu besorgen. Ein gebrochenes Herz und die Aussicht, nie wieder als Stuntman arbeiten zu können, haben ihm jegliche Lust am Leben genommen. Doch als seine Geschichte zunehmend düsterer und angsteinflößender wird, greift Alexandria zunehmend ein, widerspricht ihm und fordert andere Wendungen.

Tarsem Singhs epischer Film ist nicht nur eine Verneigung vor der Frühzeit des Kinos, in der das Publikum mit halsbrecherischen Stunts zum Staunen gebracht wurde, sondern auch eine Liebeserklärung an das Geschichtenerzählen. Vorhersagen über den Verlauf der Handlung sind dabei kaum möglich, denn nachdem Alexandria zur gleichberechtigten Erzählerin wird und die Geschichte mitgestaltet, ist „The Fall“ ständig im Fluss. Über die gemeinsame Erzählung stellen sich Roy und Alexandria ihren Verletzungen und traurigen Erinnerungen und lösen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität auf. Mit atemberaubenden Bildern, die sich in ihrer vollen Schönheit am besten auf einer großen Kinoleinwand entfalten, zieht Singh die Zuschauer in den Sog seiner fantastischen Welt und schafft ein ebenso farbenprächtiges wie bewegendes Spektakel. In der Sektion Generation der Berlinale wurde „The Fall“ 2007 mit einer Lobenden Erwähnung bedacht.

Stefan Stiletto