Lemon Tree

Salma Zidane ist Witwe. Ihren Lebensunterhalt verdient sich die Palästinenserin mit einer Zitronenplantage neben ihrem Haus, das direkt an der Grenze zu Israel im Westjordanland liegt. Ihr gegenüber, direkt hinter den Grenzanlagen, liegt eine Villa, die sich der neu ernannte israelische Verteidigungsminister Israel Navon mit seiner Frau zum Domizil gewählt hat. Dadurch werden Salmas Zitronenbäume zum Sicherheitsrisiko für den israelischen Geheimdienst; nicht einmal die Ernte der Früchte wird ihr mehr gestattet. Mit Hilfe eines jungen palästinensischen Anwalts wehrt sich Salma schließlich gegen das Fällen ihrer Bäume und geht damit bis zum Obersten Gerichtshof Israels. Unterdessen entwickelt Mira, die Frau des Verteidigungsministers, Verständnis für Salmas Kampf, was bei ihrem Mann wiederum Unverständnis hervorruft.

Bäume müssen gewässert, die reifen Früchte gepflückt werden, bevor sie abfallen und auf dem Boden verfaulen. Doch die Pflege der Natur wird zum Staatsrisiko für Israel, selbst in einem lichten und übersichtlichen Zitronenhain wie dem von Salma, Das von Soldaten schwer bewachte Haus, hat der Verteidigungsminister Israels sich an der grünen Grenzlinie zur West Bank frei gewählt. Keine Wahl hat hingegen Salma, deren Vater die Plantage lange vor dem israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948/49 pflanzte. Und dennoch wird ihr Festhalten an ihrem bescheidenen Besitz als Provokation aufgefasst. Auf der anderen Seite der Grenze hingegen herrscht Wohlstand und Luxus. Mit solchen Vergleichen gelingt es dem israelischen Filmemacher Eran Riklis, Willkür und Absurdität des israelisch-palästinensischen Dauerkonflikts aufzuzeigen, ohne die bekannten Bilder aus den Medien einfach zu reproduzieren. Riklis zeigt mögliche Lösungen des Konflikts auf, das Recht wird nicht ganz mit den Füßen getreten, es liegt auch keineswegs nur auf Seite der Sieger des Krieges, Verständigung und Annäherung sind im privaten Bereich möglich.
Ein hervorragend gespielter, stiller und ruhiger Film ohne jeden Schnörkel, klar und präzise in der Bildsprache, allgemein und international verständlich, sicher einer der besten, die zu diesem Thema bisher entstanden sind.

DVD-Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch, Arabisch, Hebräisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Trailer

Holger Twele