7 Jungfrauen

Weil er an der Hochzeit seines älteren Bruders teilnehmen darf, erhält der 16-jährige Tano aus Sevilla 48 Stunden Freigang während seiner neunmonatigen Jugendstrafe. Statt die Auflagen der Justiz und die Mahnungen seines Bruders zu beachten, möchte Tano diese Stunden mit seinem engsten Freund Richie und seiner minderjährigen Freundin in vollen Zügen auskosten. Tano und Richie, dessen Vater ebenfalls im Gefängnis sitzt, wissen nur eines: Sie möchten nicht als Loser enden wie in ihren Augen der hart arbeitende Hähnchenbrater um die Ecke oder Tanos Bruder, der sogar auf seiner Hochzeit noch tief unglücklich wirkt. Stattdessen ziehen sie durch die Straßen, stürzen sich ins Nachtleben und begehen eine Straftat nach der anderen, bis sie unmittelbar am Abgrund stehen. Dabei träumen sie von einer besseren Zukunft, die ihnen angeblich durch sieben Jungfrauen in einem Spiegel erscheinen wird.
In authentisch wirkenden und atmosphärisch dichten Bildern, teils mit Handkamera gedreht und immer dicht an seinen Figuren, schildert Regisseur Alberto Rodríguez zwei Tage aus dem Leben von sozial benachteiligten Jugendlichen aus der andalusischen Stadt Sevilla, die nahezu um jeden Preis auch ein Stück aus dem Kuchen des prallen Lebens ergattern wollen. Dabei enthält er sich vordergründig scheinbar jeder moralischen Wertung, geht auch kaum auf die sozialen Hintergründe und Beweggründe ein, warum diese Jugendlichen sogar ihre eigenen Freunde betrügen, ihre Herkunftsfamilien verachten und vollkommen ohne Unrechtsbewusstsein sind. Zugleich sind die Szenerien kunstvoll ausgeleuchtet, die entfesselte Kamera täuscht Freiheit und Unabhängigkeit vor und das Superbreitwandformat (Cinemascope) macht die Figuren, die sonst im Leben kaum eine Chance haben und auch im kommerziellen Kino nicht auftauchen, überlebensgroß und unübersehbar. In Spanien preisgekrönt für die Darstellerleistungen, ruft der Film doch eher zwiespältige Gefühle hervor, weil er zwar „knallhart realistisch“ wirkt, aber doch kaum wirklich etwas über die Realität vermittelt und das Lebensgefühl dieser Jugendlichen mit fragwürdigen Mitteln zu einem Mythos hochstilisiert.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: HiFi Stereo, Dolby Digital 2.0
Sprachen: Deutsch, Spanisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Making of, Audiokommentar, Musikvideo, Trailer, Bildergalerie

Holger Twele