Der freie Wille

Film: Der freie Wille
Länge:
164 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Matthias Glasner
Darsteller:
Jürgen Vogel, Sabine Timoteo, Manfred Zapatka, André Hennicke, Judith Engel u. a.
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, 2006
Es ist nicht die erste Frau, die Theo vergewaltigt. Doch diesmal wird er geschnappt und wandert für neun Jahre ins Gefängnis. In einer betreuten Wohngemeinschaft soll der Sexualstraftäter anschließend resozialisiert werden. Theo selbst hat die besten Absichten. Er möchte seinen Trieb durch sportliche Betätigung unter Kontrolle bringen und würde gerne seine Angst vor Frauen überwinden, die in ihm Gefühle der Sehnsucht und des Hasses gleichermaßen wecken. Als sich Nettie, die Tochter seines Chefs an der neuen Arbeitsstelle in ihn verliebt, glaubt er an eine reelle Chance. Nettie wiederum wurde jahrelang von ihrem Vater psychisch missbraucht und hofft, dieses Trauma durch Theo endlich überwinden zu können. Sie versucht alles, um Theo zu helfen, selbst noch, als dieser erkennt, dass er als Triebtäter offenbar unheilbar ist.

Gleich zu Beginn des Films werden die Zuschauer mit einer bewussten Grenzüberschreitung konfrontiert, einer in aller Ausführlichkeit gezeigten brutalen Vergewaltigungsszene, wie sie noch selten in einem Spielfilm gezeigt worden ist. Überraschenderweise geht es anschließend nicht um das Opfer, sondern den Triebtäter, der auch noch als Mensch gezeichnet wird, mit allen seinen Hoffnungen, Sehnsüchten und Fehlern, mit seiner Angst, erneut zum Täter zu werden und seinen ernsthaften Versuchen, diesen Trieb in sich beherrschen zu können. Das ist die zweite Grenzüberschreitung des bis zur letzten Minute spannend inszenierten Films, die den freien Willen als mögliche Illusion zur Diskussion stellt. Die dritte Grenzüberschreitung besteht darin, dass sich eine Frau mit ihrer ganzen Kraft und Verzweiflung in einen solchen Menschen verliebt und eine andere Frau aus Rache an ihrem einstigen Peiniger zu Methoden greift, die denen des Vergewaltigers sehr ähnlich sind. Der Regisseur, der jahrelang sorgfältig zum Thema recherchierte, und sein grandioser Hauptdarsteller Jürgen Vogel, der auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2006 den Silbernen Bären für eine herausragende künstlerische Leistung erhielt, haben es sich dabei wirklich nicht leicht gemacht. Dem geschockten Zuschauer verweigern sie das gar so einfache Schema von Gut und Böse. Es bleibt bei 164 Minuten Gesamtlänge bis zum überraschenden und zugleich konsequenten Schluss genügend Zeit, sich mit der gesellschaftlich brisanten Thematik des Umgangs mit Triebtätern differenzierter und facettenreicher zu beschäftigen, als es üblicherweise am Stammtisch oder in den Boulevardblättern geschieht.

DVD-Bildformat: 1:1,78; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
DVD-Extras: 2 DVDs: Audiokommentar, Interviews, Entfallene Szenen, Filmografien, Bildergalerie, Trailer, Hintergrundinfos

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Anbieter

Verleih-DVDKinowelt

Kauf-DVDKinowelt

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (17. Woche 2007).