Wo ist Fred?

Beruflich steht Fred als Polier seinen Mann, privat jedoch steht er unter der Fuchtel seiner Verlobten Mara und ihres verzogenen Sohnes Linus. Dieser boykottiert die Beziehung so lange, bis Fred ihm einen Autogramm-Basketball von Alba Berlin besorgt. Ein solcher Ball wird nach jedem Spiel allerdings ausschließlich in die Behinderten-Tribüne geworfen. Deshalb gibt sich Fred mit Hilfe seines Kumpels Alex als behinderter Rollstuhlfahrer aus. Der Plan scheint tatsächlich zu funktionieren, wäre da nicht die junge Regisseurin Denise, die einen Imagefilm über das soziale Engagement des Vereins drehen soll und sich ausgerechnet Fred in seiner stummen Hilfsbedürftigkeit zum Protagonisten des Films auserkoren hat. Als sich die beiden auch noch ineinander verlieben, kommt es zu turbulenten Verwicklungen und Fred steht plötzlich vor dem Dilemma, seine wahre Liebe aufs Spiel zu setzen, wenn er sich als Betrüger outet.

Anno Sauls erster Kinofilm „Grüne Wüste“ (1999) war ein einfühlsames Drama über die Freundschaft zwischen einem Mädchen und einem krebskranken Jungen. In „Kebab Connection“ (2005) wechselte er mit einer gagreichen multikulturellen Liebeskomödie das Genre und sein dritter Kinofilm „Wo ist Fred?“ entstand nach einem in Hollywood entwickelten Drehbuch, das aus der „absurden Unsicherheit, die unsere Gesellschaft Behinderten entgegenbringt“, Kapital schlägt. Das spannende Thema hat zweifelsohne auch seine lustigen und humorvollen Seiten und wird hier relativ unverkrampft aufgegriffen. Leider beschränkt sich Saul allzu sehr auf den reinen Unterhaltungswert seiner im Detail mehr als unglaubwürdigen Geschichte mit einem obendrein frühzeitig vorhersehbaren Ausgang. Das geht weniger auf Kosten der wirklich Behinderten und ihrer alltäglichen Erfahrungen, zumal sie logischerweise wie die Nichtbehinderten nicht allesamt nur „Gutmenschen“ sein können. Es geht aber auf Kosten des Films und der Glaubwürdigkeit der Liebesgeschichte. Allzu plump und eindimensional wirkt die zickige Mara, viel zu naiv die hübsche Denise, deren Rolle bis hart an die Grenze der „geistigen“ Behinderung gespielt werden muss, um die Geschichte noch voranzubringen.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
DVD-Extras: Audiokommentar, Making of, B-Roll, Interviews, Trailer

Holger Twele