Brothers – Zwischen Brüdern

Michael ist das Lieblingskind seiner Eltern, er hat beim dänischen Militär Karriere gemacht, eine hübsche Frau und zwei wohlerzogene Töchter. Sein jüngerer Bruder Jannik stand immer nur im Schatten des vorbildhaften und dennoch geliebten Bruders. Er bekam sein Leben aber nie in den Griff. Vom Vater wird er offen verachtet, nach einem missglückten Banküberfall musste er sogar ins Gefängnis ein. Das Blatt wendet sich, als Michael im Rahmen einer UN-Mission nach Afghanistan geschickt wird und dort mit dem Hubschrauber abstürzt. Offiziell wird er für tot erklärt, Jannik trauert mit der Frau seines Bruders. Der gemeinsame Schmerz bringt die beiden einander näher. Jannik wandelt sich zum liebenden, sorgenden und auch von den Kindern akzeptierten Ersatzvater. Unterdessen gerät Michael als Gefangener von moslemischen Freischärlern in eine menschliche Extremsituation. Nach seiner Befreiung kehrt er schwer traumatisiert nach Hause zurück. Aber nichts ist dort mehr wie zuvor und bald ist es Michael, der zum schwarzen Schaf der Familie wird.

Die Regisseurin Susanne Bier bringt in ihrem herausragenden und bereits mehrfach preisgekrönten Werk über die Zerbrechlichkeit des Lebens zwei Handlungsfäden zusammen, die für Europäer über viele Jahrzehnte hinweg undenkbar waren: ein klassisches Familiendrama um das schwarze Schaf einer Familie und die Traumatisierung von Soldaten, die nach einem Kriegseinsatz zurückkehren und mit ihrem bisherigen Leben nicht mehr zurechtkommen. Was Michael in Gefangenschaft der aufständischen moslemischen Rebellen beim blanken Überleben hilft, wird ihm nach seiner Rückkehr zum Verhängnis und das Leben und die Liebe entgleiten ihm. Zugleich lotet der Film die Untiefen der menschlichen Existenz aus, verdeutlicht beispielhaft, unter welchen Umständen ein Mensch Verantwortung übernimmt oder zum Mörder wird und relativiert damit unsere oftmals geschönten Vorstellungen von „guten“ und „bösen“ Menschen hier und anderswo. Das glänzend gespielte Drama macht betroffen, regt zum Nachdenken an und gehört zweifellos zu den besonders empfehlenswerten Filmen des Kinojahres 2005.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: HiFi Stereo, Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Dänisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Trailer, Interview, Making of

Holger Twele