11'09"01 – September 11

Ein formales Experiment: elf Minuten, 9 Sekunden und 1 Einzelbild dauert jeder der insgesamt elf Kurzfilme, die Bezug auf die verheerenden Terroranschläge von New York und Washington D.C. am 11. September 2001 nehmen. Höchst unterschiedlich haben die renommierten internationalen Filmemacher ihre Aufgabe gelöst. Während sich Samira Makhmalbaf damit beschäftigt, auf welches Unverständnis die Anschläge in einem Flüchtlingslager in Afghanistan stoßen, erzählt Sean Penn in einem poetisch-erschütternden Film eine Geschichte über den Fall der Türme des World Trade Centers und die Folgen für einen alten Witwer. Ken Loach erinnert aus der Sicht eines Exilanten an den 11. September 1973, als in Chile Salvador Allende einem Militärputsch zum Opfer fiel. Eine grausame Militärjunta regierte das Land danach. Und in Israel wird die Nachricht von den Terroranschlägen in den fernen USA schnell von einem Attentat in nächster Nähe überschattet. Den radikalsten Film aber hat der Mexikaner Alejandro González I?árritu gedreht. Vor Schwarzfilm ist nur eine Tonkulisse zu hören, ganz selten blitzen dokumentarische Aufnahmen eines Menschen auf, der von den Türmen in den Tod stürzt. Ein schockierendes Bild, das jede Fiktion sprengt.

Verbunden werden die voneinander unabhängigen Episoden durch eine Weltkarte, auf der sich die Ausläufer der Anschläge wie eine Welle ausbreiten. Die vielfältigen Herangehensweisen machen diesen Kompilationsfilm so eindrucksvoll, weil sie nicht nur eine Meinung oder nur eine Interpretation zeigen. Hier wird Bezug auf geschichtliche Ereignisse genommen, Kritik wird geäußert, Ängste werden formuliert. Die Grausamkeit der Anschläge wird niemals heruntergespielt, wenngleich die Filmemacher den Blick auch auf Konflikte in anderen Ländern wie etwa Chile oder Bosnien-Herzegowina lenken. Terrorismus, Gewalt und Unterdrückung ist ein globales Problem. Gerade deshalb gibt es in den Filmen keine Gleichgültigkeit, sondern Mitgefühl – auch wenn sich die Filmemacher aufgrund ihrer differenzierten Sichtweisen sogleich dem Vorwurf des Anitamerikanismus ausgesetzt sahen.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Digital 2.0
Sprachen: Englisch
Untertitel: Deutsch

Stefan Stiletto